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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

Ein wilder Küherbub, der Ziger von der Alp gebracht, wagte es endlich, sprang voran und fand keine Buchen mehr, und keine Hinterlist that auf dem Platze sich kund. Noch trauten sie dem Spiele nicht; ihnen voraus mußte der Küherbub nach Bärhegen. Dort war Alles in der Ordnung, hundert Buchen standen in Reih und Glied, keine war verdorret, Keinem aus ihnen lief das Gesicht auf, Keinem that ein Glied weh. Da stieg der Jubel hoch in ihren Herzen und viel Spott gegen den Grünen und gegen die Ritter floß. Zum dritten Mal sandten sie aus den wilden Küherbub und ließen dem von Stoffeln sagen: es sei auf Bärhegen nun Alles in der Ordnung, er möchte kommen und die Buchen zählen. Dem aber ward es graulicht und er ließ ihnen sagen, sie sollten machen, daß sie heimkämen. Gerne hätte er ihnen sagen lassen, sie sollten den ganzen Schattengang wieder wegschaffen, aber er that es nicht, seiner Ritter wegen, es sollte nicht heißen, er fürchte sich; aber er wußte nicht um der Bauern Pacht und wer sich in den Handel mischen könnte.

Als der Kühersbub den Bescheid brachte, da schwollen die Herzen noch trotziger auf; die wilde Jugend tanzte im Schattengange, wildes Jodeln hallte von Kluft zu Kluft, von Berg zu Berg, hallte an den Mauern des Schlosses Sumiswald wieder. Bedächtige Alte warnten und baten, aber trotzige Herzen achten bedächtiger Alten Warnung nicht; wenn dann das Unglück da ist, so sollen es die Alten mit ihrem Zagen und Warnen herbeigezogen haben. Die Zeit ist noch nicht da, wo man es erkennt, daß der Trotz das Unglück aus dem Boden stampft. Der Jubel zog sich über Berg und Thal in alle Häuser, und wo noch eines

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)