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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

gebracht. Dieser Glaube stieg auch bei den andern auf, und der Jammer der jungen Weiber ging ihnen zu Herzen, aber sie scheuten sich, dem Priester ihre Pacht mit dem Satan zu bekennen, und Niemand war seither zur Beichte gegangen, und Niemand hatte ihm Rede gestanden. Er war ein gar frommer Mann, selbst die Ritter des Schlosses trieben keinen Kurzweil mit ihm, denn er sagte ihnen die Wahrheit. Wenn einmal die Sache gethan sei, so könne er sie nicht mehr hindern, hatten die Bauern gedacht; aber jetzt war doch Niemand gern der Erste, der es ihm berichtete, das Gewissen sagte ihnen wohl warum?

Endlich drang einem Weibe der Jammer zu Herzen; es lief hin und offenbarte dem Priester den Handel und des armen Weibes Wunsch. Gewaltig entsetzte sich der fromme Mann, aber mit leeren Worten verlor er die Zeit nicht; kühn trat er für eine arme Seele in den Kampf mit dem gewaltigen Widersacher. Er war einer von denen, die den härtesten Kampf nicht scheuen, weil sie gekrönt werden wollen mit der Krone des ewigen Lebens und weil sie wohl wissen, es werde Keiner gekrönt, er kämpfe dann recht.

Ums Haus, in welchem das Weib ihrer Stunde harrte, zog er den heiligen Bann mit geweihtem Wasser, den böse Geister nicht überschreiten dürfen, segnete die Schwelle ein, die ganze Stube und ruhig gebar das Weib, und ungestört taufte der Priester das Kind. Ruhig blieb es auch draußen, am klaren Himmel flimmerten die hellen Sterne, leise Lüfte spielten in den Bäumen. Ein wihernd Gelächter wollten die Einen gehört haben von ferne her; die Andern aber meinten, es seien nur die Käuzlein gewesen an des Waldes Saum.

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)