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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

geachtet als andere. Wie ihr jetzt auf selbigem Fleck die Spinne gewachsen sei unter Höllenpein vom Augenblicke an, als man das erste Kind getauft. Wie die Spinne, eben als man das zweite Kind getauft und den Grünen genarrt, unter Höllenpein die Spinnen geboren in ungemessener Zahl; denn narren lasse er sich nicht ungestraft, wie sie es fühle in tausendfachen Todesschmerzen. Jetzt wachse die Spinne wieder, die Pein mehre sich, und wenn das nächste Kind nicht des Grünen werde, so wisse Niemand, wie gräßlich die einbrechende Plage sei, wie gräßlich des Ritters Rache.

So erzählte Christine und die Herzen der Männer bebten, und lange wollte Keiner reden. Nach und nach kamen aus den angstgepreßten Kehlen abgebrochene Laute hervor, und wenn man sie zusammensetzte, so meinten sie gerade was Christine meinte, aber kein Einzelner hatte seine Einwilligung gegeben in ihren Rath. Nur einer stand auf und redete kurz und deutlich: das Beste schiene ihm, Christine todt zu schlagen, sei einmal die todt, so könnte der Grüne an der Todten sich halten, hätte keine Handhabe mehr an den Lebendigen. Da lachte Christine wild auf, trat ihm unter das Gesicht und sagte: er solle zuschlagen, ihr sei es recht, aber der Grüne wolle nicht sie, sondern ein ungetauft Kind, und wie er sie gezeichnet, eben so gut könne er die Hand zeichnen, die an ihr sich vergreife. Da zuckte es in des Mannes Hand, der allein geredet, er setzte sich und hörte schweigend dem Rathe der Andern. Und abgebrochen, wo Keiner Alles sagte, sondern Jeder nur etwas, das wenig bedeuten sollte, kam man überein, das nächste Kind zu opfern, aber Keiner wollte seine Hand bieten dazu, Niemand das Kind an den Kilchstalden tragen, wo man die

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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/66&oldid=- (Version vom 30.4.2018)