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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

sagte: sie liebe ihn auch, man möge den Wein viel besser ertragen, er mache einem nicht Kopfweh. Man aß und trank. Aber kaum war der Lärm vorbei, der allemal entsteht, wenn man hinter neue Gerichte geht, so ward man wieder stille, und ernst wurden die Gesichter, man merkte wohl, alle Gedanken waren bei der Spinne. Scheu und verstohlen blickten die Augen nach dem Zapfen hinter des Großvaters Rücken, und doch scheute Jeder sich, wieder davon anzufangen. Da schrie laut auf die Gotte und wäre fast vom Stuhle gefallen.

Eine Fliege war über den Zapfen gelaufen, sie hatte geglaubt, der Spinne schwarze Beine gramselten zum Loche heraus, und zitterte vor Schreck am ganzen Leibe. Kaum ward sie ausgelacht; ihr Schreck war willkommener Anlaß, von neuem von der Spinne anzufangen, denn, wenn einmal eine Sache unsere Seele recht berührt hat, so kommt dieselbe nicht so schnell davon los.

„Aber hör mal Vetter, sagte der ältere Götti, ist die Spinne seither nie aus dem Loche gekommen, sondern immer darin geblieben seit so vielen hundert Jahren.“ „Eh, sagte die Großmutter, es wäre besser man schwiege von der ganzen Sache, man hätte ja den ganzen Nachmittag davon geredet.“ „Eh Mutter, sagte der Vetter, laß deinen Alten reden, er hat uns recht kurze Zeit gemacht, und vorhalten wird Euch das Ding Niemand, stammet ihr ja nicht von Christine ab. Und du bringst unsere Gedanken doch nicht von der Sache ab, und wenn wir nicht von ihr reden dürfen, so reden wir auch von nichts anderm, dann gibts keine kurze Zeit mehr. Nun Großvater, rede, deine Alte wird es uns nicht vergönnen.“ „He wenn ihr es zwingen wollet, so zwinget es meinethalben,

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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)