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Es war am letzten Sonntag (31.) des Juli 1898, als Bauern von der Hesselberger Gegend, welche von Ansbach zu Fuß nach meinem damaligen Berufsort gegangen waren, mir berichteten, sie hätten in Ansbach einen Anschlag gelesen, daß in der Nacht der Fürst Bismarck gestorben sei. Und ein Bauer fügte die Worte hinzu: Jetzt meint man schon, die Welt müsse bald untergehen. Dies fiel mir wieder ein, als ich in Schmollers jüngsten Aufsätzen über den Fürsten die Äußerung des schwäbischen Bauersmannes nach dem Tode Friedrich des Großen las: Wer wird nun noch die Welt regieren?

 Es wäre nicht unrichtig, wenn zwischen den beiden Männern, dem größten Fürsten und dem größten Staatsmanne Deutschlands ein Vergleich durchgeführt würde. Beide nennt das Volk, das mehr aus der Unmittelbarkeit der Empfindung und aus der unbewußten Klarheit des Gefühls als aus langer Überlegung und mit eingehender Begründung urteilt, die „Großen“. Der König hatte gleich nach seiner Thronbesteigung 1740 aus dem Kirchengebete die Worte „Segne den König, unseren Herrn“ tilgen und an ihre Stelle setzen lassen, ähnlich wie sein Nachfolger Friedrich III.: „Segne den König, deinen Knecht“! Bismarck wollte nichts anderes sein, als ein „treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelm I.“, wie die von ihm gewählte Grabinschrift bekundet.

 Die großen sozialen Gesetze von 1878–1890, in denen die Krankheits-, Unfall- und Altersansprüche der Arbeiter geregelt wurden, damit nicht mühsam als Almosen erbettelt werden müsse, was als Recht angesprochen werden kann

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Bismarck und das deutsche Gemüt. Paul Müller, München ca. 1916, Seite 03. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bismarck_und_das_deutsche_Gem%C3%BCt_03.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)