Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 151.jpg

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daß / zu seiner Zeit / Herr Wenceslaus von Berka und Daub / auff seinem Gut Sternberg / einen gantzen Cörper eines Menschen gefunden / so lauter Myrrhen gewesen / so man zum räuchern brauchen konte. Es gibt auch Gesund-Bäder / und wunderliche Brunnen / in diesem Lande; davon Thomas Jordanus, in seinem Comment. de Aquis medicatis Moraviae, Anno 1586. zu Franckfurt in 8. gedruckt / zu lesen. Die Sprach ist gemischt / doch mehr Teutsch / als Slowakisch / oder Wendisch. Die Slavonische Inwohner kommen in ihrer Sprach / wie auch in Sitten und Gebräuchen / mit den Böhmen fast überein; seyn gleichwol etwas freundlicher / und gegen die Teutschen barmhertziger / als die Böhmen. Es hat da einen grossen / hohen und nideren Adel. Auß dem hohen seyn / vor diesem / die von Schönberg / Thurn / Leippa / Waldstein / Zierotin / etc. mächtig gewesen. Der Zeit hält man die Fürsten von Liechtenstein und Dieterichstein für die Mächtigsten allda; wiewol auch die Fürsten / Grafen und Herren von Eggenberg / Waldstein / Nachod / Tieffenbach / und andere / ansehenliche Güter daselbst haben sollen. Die Unterthanen werden leidendlicher allhie / als in Böheim gehalten: daher dann offt viel von dorten her / in Mähren / da man ihre Sprach redet / entlauffen; wiewol auch die Mährer ihre Söhn und Töchter jährlich den Herren und Frauen darstellen müssen; welche dann zu ihren Diensten herauß klauben mögen / was ihnen gefällt. In Religions Sachen hätte / vor diesem / jeder glauben mögen / was einer ihme zu verantworten getrauet hat. Daher man der Augspurgischen Confession Zugethane / oder Lutheraner; Item Hussiten / Reformirten (so man Brüder / theils auch Piccarten genant) Schwenckfelder / Wiedertäuffer (und diese zwar allenthalben / und in sehr grosser Mänge) Schweitzer Brüder / Flaccianer / Photinianer / und dergleichen / neben den Römisch-Catholischen / und den Jüden (deren auch eine grosse Anzahl allhie) im Lande gefunden; die aber der nächst verstorbene Käiser / Herr Ferdinand der Ander / daselbsten / biß auff die Catholischen und Jüden / außgeschaffet hat. Siehe / was deßwegen vor Befelch ergangen / wie die Reformation anzustellen / die Jesuiter wieder im Land einzuführen / das Außlauffen der Uncatholischen an andere Ort / zu verbieten; die Wäisen von Reformirten Schulen abzufordern; die Prädicanten außzuschaffen / und die Wiedertäuffer auß dem Land zu jagen; in deß Caroli Carafae, Episcopi Aversani, Commentariis, de Germania sacra restaurata, und in desselben Buchs Anhang. Den neuen Calender hat vorhero Käiser Rudolff der Ander allda eingeführet; weilen solches die weltliche Bottmässigkeit angehet; wiewol sonsten der Pabst / in geistlichen Sachen / für das Oberhaupt in Mähren gehalten wird. Es eignen die alte und neue Scribenten das Mährenland / sowol als Böheim / Teutschland zu. Und beweiset Philippus Cluverius lib. 3. Germaniae Antiquae, cap. 30. weitläufftig / daß Mähren eine sehr alte Teutsche Provintz / darinn vorzeiten die Quaden / so Schwaben gewesen / gewohnt haben; wiewol theils unrecht die Marcomanner / so in Böheim gesessen / hieher setzen / auch so gar deß Landes Namen / entweder von ihnen / oder dem König Maroboduo, herführen. Es haben aber gemeldte Quaden auch einen Theil von Schlesien inngehabt / daher noch / der Gräntzen halber / zwischen diesen beyden Völckern / Streit ist / die beyde das Fürstenthum Troppau ihnen zueignen wollen. Sie seyn auch / aber erst lang nach deß Taciti Zeiten / in Oesterreich kommen / und haben da auff dem Marckfeld gewohnet. Und seyn diese Schwaben / von ihren Gesellen / die Quaden / gleichsam anderer / sonderlich der Feinde / Belästiger und Unterdrucker / von anderen aber die böse Quaden und unversöhnliche Schwaben genennet worden. Es scheinet aber / daß sie / mit den Marcomannern / in deß König Ernsts / oder Arionisti, Zug / wider den Julium Caesarem, gewesen: und als derselbe Ernst überwunden worden / und die Niderlag geschehen / daß sie sich erstlich ins Land Steyer / und / nachdem sie von dannen / von dem Römer Druso Caesare verjagt worden / hieher in Mähren kommen seyen. Sie haben sich aber weit außgebreitet / nemlich biß an die Raab / so beym Ptolomaeo das erste und andere Pannonien scheidet / und an die Gran / bey welches Wassers Einfluß in die Thonau / die Stadt Gran liget. Als nun die

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_151.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2019)