Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 010.jpg

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Aquilejam, belägert haben; aber von dem Käiserlichen Feld-Hauptmann Theodosio abgetrieben worden seyn. Anno 397. hat der Marcomanner Königin Fritigil / vom H. Ambrosio eine Formulam deß wahren Glaubens begehrt / deren Gemahl / der König selbsten / das folgende Jahr / sich / und sein Königreich / denen Römischen Käisern / Arcadio und Honorio, unterwürffig gemacht haben solle. Aber der König Hermanricus, so über die Marcomanner / Quaden und Salinger regiret / hat es mit Radagaiso, oder Radagasto, dem Scythen; hernach mit Alarico, dem Gothen / wider die Römer gehalten / und ist mit Ataulpho, deß Alarici Sohn / durch Franckreich in Hispanien gezogen / und hat daselbst der Schwaben Königreich angerichtet. Daher keine geringe Muthmassung ist / daß selbiger Zeit Böheim unter unterschiedlichen Marcomannischen Königen gewesen / deren theils es mit den Römern / theils mit den Teutschen gehalten haben. Anno 444. haben die Marcomanner und Quaden / oder Böhmen / und Mährer / den Hunnen König Attilam zu ihrem Ober-Herrn gehabt; aber / nach seinem Tod / seyn sie wieder frey worden. Hernach seyn sie unter dem Gothischen König Dieterich von Bern / oder Verona, gewesen / und haben ihme in Italien gedienet / und / sonder Zweiffel / damals die nächste an Italien gelegene Oerter / weilen Böheim durch die Hunnen und Gothen übel verwüstet war / eingenommen. Dann / unter dem gemeldten Gothischen König Theodorico, sich der Marcomannische und Quadische Nam in Böheim und Mähren verlohren hat / und der Böhmische wieder herrlich herfür kommen ist. Und scheinet glaublich zu seyn / daß im Jahr 568. die besagte Marcomanner und Quaden auß denen / obangedeuten von ihnen eingenommenen neuen Ländern / und nicht auß Böheim und Mähren / mit den Longobarden / vom Narsete, deß Käisers Justiniani I. Stathaltern / nach Italien beruffen worden seyen / und daselbsten einen Anfang zu Stifftung deß Teutschen Reichs gemacht haben. Es wird benebens aber auch nicht gezweiffelt / daß die Marcomanner einen Theil ihres Volcks in Böheim gelassen / welche die Slaven / der jetzigen Böhmen Vor-Eltern / entweder gar von dannen außgejagt / oder / neben / und unter sich / an theils Orten / wie etliche wollen / haben wohnen lassen; welche Slavi, ein Sarmatisch Volck / von dem Bosphoro Cimmerio, wie Goldastus schreibet / in diese Gegend kommen / und von ihrem Heerführer Zecho, die Czechi genant worden seyn; welche theils Historien-Schreiber unrecht Vandalos (so Teutsche gewesen) heissen thun. Wann aber diese Slaven / (so theils / welche die Sprach nicht verstehen / übel Sclavos schreiben) in Böheim kommen seyen / darinnen seyn die Scribenten nicht einig / indeme theils solche Ankunfft in deß obgedachten Attilae Regirung; andere ins Jahr nach seinem Tod; theils ins 457. 496. und 550. theils ins 600. 639. 644. 645. und 680. nach Christi Geburt / setzen. Deß B. Rhenani Meynung scheinet der Warheit ähnlich zu seyn / welcher wil / daß sie den Hunnen offt zu Hülff kommen / und daher ein bessers Land / als das ihre gewesen / einzunehmen / verursacht worden seyen. Ob es aber das Illyrische / wie er vermeynt / gewesen / da siehet man noch an. Salomon Neugebauer / im ersten Buch seiner Polnischen Historien / wil / daß ums Jahr Christi 430. die Polen und Böhmen auß Reussen und Sarmatia gezogen / und / neben andern Slaven / oder Wenden / der Vandaler (eines alten hochberühmten Teutschen Volcks / wie gemeldt) leere / oder wenig bewohnte Oerter / eingenommen / und von dannen sich in das innere Teutschland und Böheim begeben haben; welches sie leichter / sagt er / thun können; als daß sie in Slavoniam, oder Dalmatiam, so ferner von ihnen gelegen / und durch die Römer beschützt waren / solten gleich anfangs gezogen seyn; in welche Provintzen / wie auch in Macedoniam, Thraciam und Illyricum, sie erst lang nach deß Käisers Justiniani Zeiten / kommen. Und dieses sagt Neugebauer. Andere beweisen auß Procopio Caesariense und Jornande, die am ersten der Slaven gedencken / daß / bey deß besagten Käisers Justiniani Regirung / sie auß Sarmatia, und denen Ländern über der Thonau / in das Illyricum, und andere Römische Provintzen gelangt; und klaget Gregorius Magnus lib. 8 epist. 36. daß sie um selbige Zeit durch Histerreich / biß an Italien kommen; und daher leicht zu glauben seye / daß sie das

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)