Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 012.jpg

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alsdann / an seiner Statt / dieses Ertzschencken Ampt / ein Herr von Limpurg in Francken / so deß H. Reichs Semperfrey / und Erb-Schenck ist. Und solche Würde eines Chur-Fürsten / und Ertzschencken / trägt der König nicht vom Bischoff zu Bamberg / wie theils wollen / sondern von dem Römischen Reich selbsten / zu Lehen. Er wird gekrönet / und gesalbet / und gebührt ihme der Majestät Titul so wol / als andern Königen; welchen er auch / wann der Käiser einen offentlichen Hof hält / vorgehet: und werden ihme die Fahnen / so dem Käiser / bey der Belehnung über das Königreich / und was darzu gehörig / überreicht werden / gantz unbeschädiget wieder zugestellet. Vorhin seyn unterschiedliche Religionen in diesem Königreich gewesen / die aber Käiser Ferdinand der Ander / und König zu Böheim / biß auff die Römisch-Catholische / so Ihre Majestät / als die Ihrige / allein für gut gehalten / außgeschafft. Von der Alten Böhmen / zum theil / Religions Eiffer / hat Georgius Bartholdus Pontanus, von Breitenberg / unter dem Titul Bohemia pia, h. e. Historia brevis pietatem avitam Bohemiae è Miraculis, Ducibus, & Regibus, sanctis quoque Episcopis & Archi-Episcopis, & ex aliis ostendens, geschrieben. So gehet da der neue Calender im schwang / als welchen Käiser Rudolff / nicht zwar auß deß Pabst Gregorii Befelch / sondern als das Ober-Haupt in weltlichen Sachen / da eingeführet hat. Von dem Böhmischen alten Adel / ist Cyriacus Spangenberg / im Adels-Spiegel / 2. Theil / l. 6. c. 4. und von dem jetzigen / Melchias Nehel, in den Beylagen / zur zehen jährigen Erzehlung / etc. in Exegesi Bohemiae, p. 289. und von Böheim ins gemein auch Chrytraeus lib. 1. Saxoniae, fol. 33. seq. zu lesen. Und ist im Jahr 1646. Herr Georg Graf von Martinitz dieses Königreichs Canzlar gewesen.

Wir wenden uns nunmeher zu unserm Vorhaben / und Beschreibung der Städte / und vornehmsten Oerter in Böheim / und der Grafschafft Glatz; dabey aber zu erinnern / gleich anfangs vorfällt / daß wir von theils derselben wenig finden / und erfahren mögen; und daß auch viel Plätze anders auff Böhmisch / und anders auff Teutsch genant werden / und man sich darinn bald verstossen könne. Wir wollen aber / so viel uns wissend ist / nachfolgenden Bericht hievon geben / und so wir eines bessern unterwiesen werden / unsern Irrthumb gern erkennen / und ändern. Und seynd diese nachgehende Oerter / als:


Altsattel.

So Anno 1621. Herrn Grafen Johann Alban Schlicken gehört / als solcher Platz damals von denen Bäyerischen ist erobert worden.


Aussig.

An der Elb / und denen Meißnischen Gräntzen / 2. Meil von Leitmeritz gelegen / so Käyser Sigismund / König in Böheim / den Marggrafen in Meissen / wie Dresserus in seinem Städtbuch schreibet / geschencket hat. Im Jahr 1426. ward diese Stadt von den Pragern und Thaboriten / belägert / und den 6. Junij gestürmet / so die Teutschen entsetzen wollen; darüber den 15. (al. 16.) Junij / mit dem allerfrühesten / am heiligen Sonntag / die erbärmliche blutige Schlacht angieng / so biß in die sinckende Nacht gewähret / da zuletzt der Teutschen Herr in die Flucht geschlagen worden / und viel vornehme Teutsche Grafen und Herren / und darunter Graf Ernst / und Friederich von Gleichen / mit andern 13. Grafen / Freyherren und Edelleuthen / und über die 9. tausend Meißner und Thüringer / blieben seyn. Und wurde auch noch selbige Nacht / von den Böhmen diese Stadt Aussig gewonnen / alles ermordet / deß Kindes in der Wiegen nicht verschonet / und die Stadt endlich in den Grund abgebrant. Siehe besagten Dresserum, pag. 136. seqq. und Theobaldum vom Hussiten Krieg / cap. 59. Martinus Boregk / schreibet in seiner Böhmischen Chronik / fol. 11. 12. 15. und 22. auch von

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)