Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 013.jpg

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dieser Stadt / und sagt / daß / als obgedachter Käiser Sigismund / gleich Anfangs / die Sachsen und Meißner / nicht bezahlen konnte / er Befelch gegeben / daß man sie in die Städte Nymburg / Aussig / Brix und Commothau legen solte / den Fürsten in Meissen waren die Städte Aussig und Brix verpfändet / und nahmen die Marggrafen das Einkommen auß solchen Städten / biß daß die Böhmen dieselben mit 30. tausend Böhmischen Schocken löseten. Neben der Wahlstatt / da obgedachte Schlacht geschehen / ist in dem Thal eine Capelle auffgebauet worden / welche noch vor dem jetzigen Krieg gestanden; darneben ist ein Bächlein / welches dazumahl voller Menschen-Blut geflossen ist. Es war Aussig folgends in 3. Jahren nicht bewohnet: hernach ist solche Stadt wieder erbauet worden / und nach der Zeit eine Königliche Böhmische Stadt / wiewol sie Anno 1538. gantz außgebronnen: auch in dem jetzigen Krieg nicht wenig außgestanden: wie sie dann Anno 31. von den Chur-Sächsischen / und An. 1639. vom Schwedischen General Major Stallhansen / eingenommen worden ist.


Austi / Sesemi.

Ein Städtlein an dem Wasser Lusinitz / zwischen Plan und Thabor / und bey einem Wald gelegen. Boregk schreibet am 359. Blat seiner Böhmischen Chronik / weil die Thaboriten kein gewisses Haupt hatten / so sey ein jeder selbst Obrister / und unter denselben ein Priester / Namens Vanceco, gewesen / welcher die Faßnacht über / eine Menge Volcks in dem Wald gesamlet / und deß ersten Sonntags in der Fasten damit in die Stadt Sesemi, oder Austi / ehe daß die in der Stadt den Rausch außgeschlaffen und nüchtern worden / gefallen seye. Die Hussiten hätten darauff deß Sesemi Schloß Hradistie genant / erobert / und weil sie sahen / daß es ein gelegener Ort wäre / denselben zu bevestigen / (dann die Mauren der alten Stadt noch stunden) daselbst hin eine neue Stadt gebauet / und die Einwohner von Aussig / welches sie zuvor verbrant hatten / darein gesetzt; und ware Sesemus von den Bauren mit Flegeln erschlagen / ihme die Hände abgehauen / und hernach verbrant worden. Wentzel Hageck hat in der seiner Böhmischen Chronik beygefügtem Verzeichnuß der Böhmischen Städte / Austi nicht / aber wol Ausch / so einer in seiner Relation / ungeschickt Aschau nennet. Gemelter Boregk sagt / daß das Städtlein Auscha / an dem Wasser Lusinitz / der Zischka erobert / außgeplündert / und angesteckt habe. Zacharias Theobald aber berichtet / daß Sigismund Dieczinsky / mit dem Czarda / Feindschafft gehabt; daher er seine Stadt Auscha gestürmet / die Mauren geschleifft / die Häuser verbrant / und den Ort zu einer Brandstatt gemacht habe. Auß deß besagten Boregks Beschreibung erscheinet / daß jetztgedachtem Auscha nahend Thabor gelegen. Es findet sich aber kein solcher Ort in den Tafeln hierumb / aber wol gedachtes Austi; daher fast zu muthmassen / daß Auscha nit wieder erbauet worden / und daß vielleicht Hageck und andere / auch dieses unser Städtlein Sesemi oder Austi / Ausch und Auscha nennen mögen.

Im Buntzlauer Cräiß / zwischen Kameyk und Dauba / ligt Ausha / so alle 3. für Städtlein gesetzt werden.


Bechin / Bechinie / Bechinum, Wechin.

Ein Städtlein / nahend Teyn und Sobißlau gelegen; davon der Bechiner Cräiß den Namen hat. Im Hussiten Krieg belägerte An. 1428. Procopius Rasus das Schloß allhie / und eroberte es auch mit Accord. Anno 1619. hat der Käiserliche General Graf Bucquoy, besagtes Schloß auch eingenommen / und das Städtlein darunter / samt 15. Dörffern / verbrant; welchen Ort aber hernach die Böhmen wieder erobert haben.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)