Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 027.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in 2. Theil theilet. Auß der Kalckgrub / unter dem Kirchhof / gehet ein solcher Schwaden / oder böse Lufft / daß Hüner / Ziegen und andere Thier / stracks darinn ersticken. Der fürnehmste Brunn / der Brudel genant / so seinen Ursprung nicht ferrn von der Kirchen / an der Brücken / bey der Töpel / hat / ist so heiß / daß man nicht allein Eyer darinnen kocht / sondern auch Hüner / und Schwein / brühen kan. Siehe hievon / und diesem Bad / D. Fabiani Sommeri Bericht / verteutscht durch Matthiam Sommer / zu Nürnberg Anno 1580. in 8. D. Johann Stephan Strobelbergern / in einem besondern Tractat / auch daselbst Anno 1629. in 4. gedruckt / und Petrum Albinum, in der Meißnischen Berg Chronik tit. 25. f. 191. Es ist diese Stadt Anno 1604. abgebronnen / von welcher Gaspar Bruschius, in Beschreibung deß Fichtelbergs / am 31. Blat / unter anderm / im Jahr 1542. also meldet: Carlsbad ist ein kleines Städtlein / sammt einem Schlößlein / gehöret den Herren Schlicken zu: Unter dem warmen Bad / etwan eine Welsche Meil fällt die Töpel in die Eger.


Carlstein.

Ein berühmtes Schloß / so Käiser Carl der Vierte Anno 1348. auff einem sehr hohen Berg gebauet / das auch von ihme den Namen hat / ligt 3. Meil Wegs von Prag / zwischen dem Gebürge / und ist beydes von Natur / und der Kunst wol verwahret. Der gedachte Käiser hat allda eine Capell S. Nicolao zu Ehren erbauet / und 2. Hauptleuthe / einen auß dem Herrn- und den andern auß dem Ritter-Stande / dahin verordnet / welche mit hartem Eyde eingenommen worden / daß sie das Schloß mit gantzem Fleiß bewahren solten. Und solches ist auch in folgenden Zeiten in Obacht genommen worden; weiln man allhie die Böhmische Cron und Kleynodien / auffbehalten hat / und sonder Zweiffel / noch: daß daher man sich nicht darein finden kan / daß Anno 1645. der Freyherr Ranka diese deß Königreichs Vestung pfandsweiß besessen haben solle; wie in Tom. 5. Theatri Europaei, fol. 853. auß anderer Bericht stehet; daselbst auch gesagt wird / daß allhie / in selbigem Jahr / unterschiedliche Reliquien, so von Zeiten Käisers Caroli IV. daselbst verborgen gewesen / in vier Kisten / und darunter ein Creutz von purem Gold / auff zehen tausend Ducaten geschätzt / gefunden worden seyen. Anno 1422. im Hussiten Krieg / haben die Prager dieses Schloß / vom 28. Maji / biß auff Martini, vergebens belägert; wie davon Theobaldus in der Historia deß Hussiten Kriegs / lib. 1. cap. 53. pag. 214. seqq. und daselbst auch von dem Rhebock / deßwegen die Belägerung von den Pragern (deren Obrister ein Schneider solle gewesen seyn) auffgehebt worden seyn solle / außführlich zu lesen. Anno 1480. hatte König Wladislaus der Prager 4. Hussitische Priester / zu S. Ilgen / zu S. Gallen / zu S. Niclas in der kleinen Stadt / und zu S. Valentin / auff einen verhangenen Wagen setzen / und hieher / nach Carlstein / führen lassen; und wurden auch andere Priester / so das H. Abendmahl / unter beyderley Gestalt / nach deß Stiffters Einsetzung / gereicht / in der Stille auß dem Land geschafft; und ward der Senior Michael / Pfarrherr zu S. Egidi / oder Ilgen / auffm Carlstein zu todt gemartert / den man hernach / zum Schein / als wäre es nicht geschehen / in der Capell S. Palmatii begraben hat. Es ligen umb Carlstein herumb Mniska, S. Iwan und Tetin.


Chemnitz / oder Kemnitz.

Petrus Albinus, in seiner Meißnischen Chronik / schreibet tit. 8. fol. 85. daß zwey Kemnitz an den Böhmischen Gebürgen / oder in Böheim / ligen / so zwo Städte seyen. In den Land-Tafeln findet sich Böhmisch Kamnitz / zwischen Schandau / Krebitz und Tolenstein.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)