Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 059.jpg

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Städte Glatz / Münsterberg und Franckenstein / seinen Söhnen geben / die auch Käiser Friederich der Vierte zu Hertzogen zu Münsterberg / und Grafen zu Glatz gemacht / und solche Ubergab bestätiget hat / so umbs Jahr 1463. geschehen seyn solle. Anno 1500. verkaufften die Hertzogen von Münsterberg / und Grafen zu Glatz gemacht / und solche Ubergab bestätiget hat / so umbs Jahr 1463. geschehen seyn solle. Anno 1500. verkaufften die Hertzogen von Münsterberg diese Graffschafft Glatz dem Graf Ulrichen von Hardegg; dessen Nachkommen sie Käiser Ferdinand der Erste Anno 1537. wieder abkauffte / und dem Herrn von Bernstein versetzte / von deme sie Anno 49. an Hertzog Ernsten in Bäyern / und / nach seinem Tode / im Jahr 1560. wieder an Böheim kam; welche aber Käiser Ferdinand der Ander Anno 1623. seinem Herrn Brudern / Ertzhertzoog Carln zu Oesterreich / etc. zu besitzen eingeraumt. Weme sie aber folgends / nach Ihr. Durchhl. Tod / worden / oder ob sie wieder an Böheim gäntzlich gefallen / das können wir noch zur Zeit nit eigendlich wissen: wiewol im neuen Meterano part. 3. lib. 39. fol. 185. b. stehet / daß Ihre Käiserl. Majestät solche Stadt und Graffschafft dem Ertz-Hertzog Leopoldo erblich geschenckt habe. Es solle diese Graffschafft / darinnen die Teutsche Sprach gebraucht wird / im Umbkräiß 24. in der Länge 8. und in der Breite an etlichen Orten 5. Meilen haben. Hat 9. Städtlein / nemlich Havelswerd / Neurode oder Neurath (allda Anno 1622. die außgefallene Glatzer alles todtgeschlagen / und das Städtlein in Brand gesteckt haben; wie obgedachter Meteranus berichtet: andere aber solches von Beurath schreiben) Winschelburg / Mittelwalde / Reinertz / Lewin / Landeck / Beurath / und Wilhelmsthal oder Neustätl / und mehr als 100. Dörffer. Es seyn auch in dieser Grafschafft 12. Sauer-Bronnen. Man findet da Eisen / Steinkohlen / Silber-Bergwerck / viel Holtz / Wild / Steinbrüch / Vieh und gute Butter / auch Adler in den Gebürgen: und solle vor diesem deß Königs in Böheim Einkommen / davon jährlich vierzigtausend Thaler ertragen haben. Die Hauptstadt Glatz selbsten ist ein hübscher Ort / und hat feine Vorstädte / auch ein schönes Rathhauß / und sonderlich ein sehr festes Berg-Schloß. Obbesagter Aelurius schreibet / am Ende deß andern Buchs / viel von der heydnischen Jungfrauen / deren schön gelbes Haar / an einem eisernen Nagel in der Wand hangende / in dem heydnischen Kirchlein / auff dem gedachten Schloß / gezeiget werde; von der auch Michael Heberer / in seinem Räiß-Buch / am 535. Blat / zu lesen. Die Religion war vorhin allhie / und auff dem Lande / gemischt: wie dann auch in der Stadt Glatz die Probstey / oder das Thumbstifft / (so der erste Ertzbischoff von Prag Ernestus allda angeordnet hat) allezeit Römisch-Catholisch geblieben / und Anno 1597. vom Probst / Christoph Kirmisern / den Jesuiten / mit Bewilligung deß Ertzbischoffs zu Prag / verkaufft worden; welche Jesuiter An. 1618. die Böhmische Stände allda außgeschafft haben; die aber An. 1622. wieder dahin kommen seyn; wiewol solches Stifft / zu unser lieben Frauen auffm Berg genant / (so unter dem Schloß gelegen / und in welchem von der ersten Stifftung an / Canonici Regulares Augustiner Ordens gewesen) An. 1620. und 22. durch die Soldaten / und das Feuer / fast gantz zerstört / und die Kirch zu einem Roß-Stall gemacht worden / auch die herrliche Bibliothec mitauffgangen ist. Daher es / ohne Zweifel / auch geschehen / daß Ihre Käiserl. Majest. den besagten Jesuitern allhie / viel geschenckt / und noch darzu Anno 1626. auß den confiscirten Gütern / zu Vollführung ihres Gebäues / zwölff tausend Böhmische Thaler überlassen hat. Die Pfarrkirche / in welcher obgedachter Ertzbischoff / wie auch theils Hertzogen zu Münsterberg / begraben ligen / haben die Evangelischen inngehabt; aber An. 1622. ward allhie / und in der gantzen Graffschafft / die Augspurgische Confession gantz abgeschafft / und diese Pfarrkirche / so 2. Thürn hat / und deren gröste Glock 109. Centner wägt / den Catholischen übergeben. Damit wir aber auch etwas von denen Sachen / so allhie vorgangen / melden / so schreibet Boregk / in der Böhmischen Chronick / am 128. Blat / als im Jahr 1114. die Polen / nach geschehener Flucht / bey Glotz fürüber gezogen / hätten sie die Häuser an der Stadtmauren angezündet / davon die gantze Stadt außgebronnen wäre. In der nechsten Böhmischen Unruhe / hat diese Stadt viel außstehen müssen; wie dann sonderlich das obgedachte Schloß allhie / am längsten gehalten / und

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)