Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 122.jpg

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Raudnitz.

Eine Stadt an der Elb / nahend Budin / Libochowitz / Hasenberg und dem Closter Doxon / zwischen Melnick und Leutmeritz / gelegen. Anno 1421. zog Zischka / mit seinen Thaboriten / auff erlangten Paß / durch diese Stadt / ohne Schaden / ausser / daß seine Leute das Closter / samt der Probstey / anzündeten / daß es in Grund verdorben ist. Anno 1432. hat die Elb allhie grossen Schaden gethan. Anno 1466. ließ König Görg in Böheim / die Stadt Raudnitz / deß Herrn Zdenco von Sternberg / mit Sturm erobern / verbrennen und schleiffen; wie in der Histori vom Hussiten Krieg stehet. Boregk in der Böhmischen Chronik schreibet am 553. Blat also: Raudnitz / Stadt und Schloß / Zdenco von Sternberg gehörig / so König Georgio, wegen der Religion / zuwider / ward von den Königlichen belägert / das Schloß mit Gewalt erobert / und die Stadt angezündet. Anno 1631. den 29. Octobris, ward diese Stadt von den Chur-Sächsischen erobert und außgeplündert. Es musten auch die reichen Jüden allda wol schwitzen. War sonsten / wie geschrieben worden / gantz Päpstisch. Anno 1639. bekam der Schwedische Feld-Marschall / Johann Banner / diesen Ort in seine Gewalt / der aber das folgende Jahr wieder Königlich Böhmisch ward. Anno 1645. kam diese Stadt abermals in der Schweden Hände / welche damaln das Closter Dutzau plünderten / so / sonder Zweiffel / das obgedachte Closter Doxon seyn wird.


Reinhertz.

Wird ein Städtlein genant / wiewol es keine Mauren haben solle. Ligt in der Grafschafft Glatz / und drey kleine Meilen von derselben Haupt-Stadt / auff der Landstrassen von Prag nach Glatz.


Risenberg.

Ein Schloß / so drey viertheil Meil von Tauß / auff einem hohen Berg gelegen / und wegen der schändlichen Flucht und Niderlag der Teutschen / im Jahr 1431. Und dann / wegen deß wunderbahren Brunnens / dessen Theobaldus part. 1. pag. 290. seines Hussiten Kriegs / gedencket / bekandt ist.


Rockizan.

Zwo / oder wie theils sagen / 3. Meilen von Pilsen / auff der Strassen nach Prag / gelegen / welches Städtlein in den Böhmischen Historien bekandt / und dessen auch Aeneas Sylvius in seiner Böhmischen Historien / die von dieses Volcks Anfang / biß auff Käiser Friederich den Vierten / gehet / cap. 45. gedencket. Von hinnen ist M. Johannes Rokyzanius, ein zeitlang Administrator deß Ertzbisthums Prag; sonsten aber ein eifferiger Hussitischer Prediger / in der Hauptkirchen der alten Stadt Prag zum Tein / von armen Eltern bürtig gewesen / der Anno 1471. den 22. Hornung / zu Prag gestorben. Er war König Görgen lieb / welcher / als er sein Absterben erfahren / gesagt hat; wir wollen ihm bald nachfolgen; wie dann er / der König / darauff den 22. Mertz dieses 71. Jahrs / im 51. Jahr seines Alters / in dem Königlichen Hof der alten Stadt Prag / auch gestorben / und in S. Veits Kirchen auff dem Schloß; sein Eingeweid aber / in deß besagten Rockyzans Grab / gelegt worden ist. Anno 1421. bekomt Zischka die Stadt Rockyzan mit gutem Willen; aber sein Volck hielte die

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)