Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 144.jpg

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Wesely / Wesele.

So aber Wessely außgesprochen wird / und ein kleines / aber feines und lustiges Städtlein / zwischen Budweiß und Thabor / und ein Meil Wegs von Sobieslau gelegen ist. Man rechnet von hinnen 3. Meilen nach besagtem Budweiß. Es hat Wesely von der Lustbarkeit den Namen. Hat vorhin den Herren von Rosenberg / und hernach den Herren von Schwanberg gehört. Weme es der Zeit zuständig seye / ist uns / wegen der sehr grossen Veränderungen in Böheim / unwissend.


Winterberg.

Ein Schloß / so der Käiserliche General Bucquoy besetzt / aber hernach Anno 1619. den 23. Weinmonats / der Graf von Manßfeld / mit Pragaditz / eingenommen / als er zuvor den Thiergarten / und eine Capell vor dem Schloß / erobert hatte.


Wittigenau / Wittingau / Trzebon.

Ist eine Stadt / und Schloß / in dem Bechyner Cräiß / gegen Oesterreich ob der Ens / und nahend einem gar grossen See / und etlichen kleinen Seen / gelegen. Als der letzte Herr und Fürst von Rosenberg / Peter Wock Ursinus, die Stadt Crumau dem Käiser Rudolpho II. überlassen / hat er hernach biß an sein Ende allhie Hof gehalten. Folgends haben die Herren von Schwanberg / als deren von Rosenberg / Erben / auch allhie ihre Hofhaltung angestelt: Als aber diese Rosenbergische / oder Schwanbergische Güter / wegen der Böhmischen Händel / zur Cammer gezogen und confiscirt worden; so sollen mit der Zeit Ihro Käiserl. Majestät / Ferdinandus III. diese Herrschafft dero Fr. Schwester / Fr. Caeciliae Renatae, Königin in Polen / verehret / und sie dero Majestät gehöret haben; wie in der Franckfurtischen Frühlings-Relation / deß Jahrs 1638. stehet. Es hat gleichwol diese Stadt Wittigau / oder Wittingovia, zuvor unterschiedliches außgestanden. Dann sie Anno 1618. zum grösten Theil durch Feuer verdorben: hernach Anno 19. hat sie Graf Bucquoy, und darauff die Böhmen wieder erobert; deren Besatzung sich folgends lang gewehret / biß solchen Ort die Käiserlichen Anno 1622. umb den 10. Mertz / wegen Hunger / mit Beding erobert haben. Und wird dieses Wittingau heutiges Tags / unter die Vestungen in Böheim gezehlet.


Wodnian / Wodian / Wodnanij.

Von theils auch Vodnana / und Vodnian / genant / eine Stadt an dem Wasser Planitz / nahend Helffenburg und Wolyn / in dem Prachenser Cräiß / gelegen. Bald zu Anfang deß Hussiten Kriegs / ward diese Stadt vom Herrn Heinrichen von Rosenberg / welcher Budweiß entschütten wolte / gewonnen / und das Schloß Kukelweit zerschleifft; wie im I. Theil der Hussiten Histori / am 141. Blat / stehet. Siehe auch das folgende 142. Blat. Boregk in der Böhmischen Chronik / schreibet / am 423. Blat also: In dem Städtlein Votnana / Böhmisch Wodnany genant / ließ Zischka alle Priester lebendig in einen Kalckofen werffen. Anno 1619. nahm der Böhmischen Stände Obrister und Gebietiger / zu Thabor / Hermann Fränck / dieses Wodian mit Beding ein. Anno 1620. eroberten diese Stadt die Bäyerischen / in ihrem Zug nach Prag / auch mit Accord.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_144.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)