Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 153.jpg

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deßwegen sie / unter solchem Schein / von den Ungarn überzogen / und in einer Schlacht getödtet worden seyn / darauff die Ungarn für sich einen Theil vom Mähren-Land eingenommen; einen Theil aber davon haben die Polen und Oesterreicher bekommen. Das übrige / was noch jetzt davon vorhanden / hat sich freywillig an die Böhmen ergeben; wiewol man findet / daß Käiser Heinrich der Erste Mähren eingenommen / und solches Land wieder zum Teutschen Reich gebracht; auch Anno 1034. die Mährer / mit den Böhmen / auß der ungerechten Dienstbarkeit / darein sie beym König Mieczeslao in Polen / gerathen / vom Käiser Conrad dem Andern / erlediget / und dem Teutschen Reich abermals zugeeignet worden; biß Anno 1086. auff dem Reichstag zu Mayntz / das Land Mähren / vom Käiser Heinrich dem Vierten / dem Königreich Böheim einverleibt worden / und doch ein Lehen deß Römischen Reichs geblieben / das auch Käiser Rudolph der Erste / nach deß Königs Ottocari Tod / wieder zum Gehorsam gebracht hat. Wie dann solches Land deß jährlichen Tributs nicht erlassen worden: und die Mährer noch verbunden seyn / dem Käiser / wider die Reichs Feinde / zu dienen / und zum Römer-Zug / zu contribuiren: als die deß Römischen Teütschen Reichs Lehen Leute seyn; wie von diesem allem / Melchior Goldastus, an unterschiedlichen Orten / seines Buchs / von dem Königreich Böheim / und einverleibten Landen / Lateinisch schreibet: wiewol er im 3. Buch am 12. Capitel / von dem Königreich Mähren / auch folgendes erzehlet; daß nemlich Raslaus der Slaven / so die Quaden verjagt / erster König gewesen seye: Suatoplucus, der letzte König ohn einen / und der erste Christliche König in Mähren / habe diß / und jenseit der Thonau / gar weit regiret / den der Käiser Arnolphus überwunden / und dessen Sohn Suatoplucus der Jüngere / der letzte König gewesen / welcher zu Neitrach / oder Neuters in Ungarn / im Mitten seines Königreichs / begraben worden: Nach dessen Tod / das Mährische Land unterschiedlich von einander kommen seye; wie es daselbst mit mehrerm zu lesen; ihme aber selbsten hierinn / und auch im 16. Capitel / (da er / daß solch Königreich unter Käiser Ludwig / Arnolphi Sohn / auffgehöret habe / saget) zuwider ist: gleichwol in deme mit Dubravio, und andern (die auch deß letzten Königs Lebens Beschluß / und daß er ein Einsidler worden seye / beschreiben / und melden) übereinstimmet / daß / nach seinem / deß letzten Königs / Tod / er habe nun gleich Suatoplucus, Suatobogius, Zuentebold, oder anders / geheissen / dieses Königreich Mähren unterschiedlich zerrissen worden / und endlich der Königliche Titul an Böheim kommen (welches Land doch zuvor Käiser Arnolphus dem Mährischen König unterworffen gehabt) und also das Königreich Böheim / in Ansehung deß Mährischen / älter / als das Polnische und Ungarische / ist. Boregk sagt / in seiner Böhmischen Chronik / am 35. Blat / daß deß besagten Suatobogii, so ein Einsidler in Ungarn worden / Sohn / sich an dem Bischoff Methodio vergriffen; Käiser Arnolph hab ihn die Acht gethan / und sein Königreich den Ungarn / Polen / Böhmen / Oesterreichern / zu zerstören erlaubt. Also nun seyn die Historien-Schreiber wider einander / daß in diesem Stück man nichts gewisses haben kan. Was aber von den vorgehenden Kriegen kürtzlich erwehnet worden / davon kan auch Andreas Brunner part. 2. Annal. Boicorum lib. 6. & 7. gelesen werden / der gar viel / auß anderen Scribenten / hievon hat. Als nun / wie gesagt / Mähren an Böheim kommen / so ist solches Land von Landvögten regiret worden / biß entweder Hertzog Ulrich in Böheim selbsten / seinen Sohn Bretislaum; oder aber der Käiser denselben zum ersten Marggrafen / wider die Ungarn / allda gemacht; dessen 3. jüngere Söhne hernach zu Brinn / Olmütz und Znoym / Hof gehalten haben; unter welchen der älteste / Namens Wratitzlaw / auff Absterben ihres Bruders Spitignei, Hertzog in Böheim / und folgends der erste König daselbst worden ist. Mit der Zeit seyn alle die Marggrafen in Mähren abgangen / und ist das Land dem Königreich Böheim völlig / doch / als ein Lehen vom Römischen Reich / wieder heimgefallen; und hat König Wenceslaus Ottogarus, einen Herrn von Sternberg / der Anno 1242. die Tartarn vor Olmütz unversehens überfallen / und einen herrlichen Sieg erlangt hatte) zum ersten Land-Hauptmann

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_153.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)