Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 176.jpg

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Olmütz / Olomutium.

Dieses ist die Haupt- und Bischoffliche Stadt in gantz Mähren; wiewol auch Brinn eine Haupt-Stadt genant wird. Lupacius, in seinem Calendario Historico, ad 25. Junii, schreibet / daß etliche sie Julium Montem nennen / damit es Goldastus, de R. B. hält; der darneben sagt / daß Olmütz auch Speculum Julii und Sorigutura, seye genant worden. Ortelius vermeynt / sie wäre deß Ptolemaei Eburum; mit welchem auch Carolus Stephanus, in Dictionario Geographico, und Petrus Bertius lib. 1. Rer. German. pag. 107. übereinstimmen. Sie ligt an dem Haupt-Fluß deß Landes / nemlich der March / oder Morava / der sie umgibet / und in welchem oberhalb der Stadt ein unbenamstes Wasser von Sternberg herab lauffende; unterhalb aber die Feistritz fällt. Ist nicht groß / aber wol und schön erbauet / auch gar lustig und bequem zum Handel nach Böheim / Ungarn / Polen / Schlesien und Oesterreich / gelegen. Hat einen schönen grossen Platz oder Marckt / und darauff ein schön Uhrwerck / auch feine gemahlte Häuser. Und ist insonderheit die Bischoffliche Kirch / oder der Thum / allda zu sehen; welche / wie Martinus Boregk / in seiner Böhmischen Chronik / am 202. Blat / schreibet / Marggraf Uladislaus, Königs Premislai Ottogari in Böheim / Bruder / an statt der schlechten / anfangs von S. Cyrillo geweyheten Kirchen / erbauet hat / so auch darinn begraben liget. Und sagt er ferner / daß es allhie ingleichem eine Probstey habe / vom Bischoff Roberto gestifftet. So schreibet Cromerus, lib. 4 Rer. Polon. p. 71. Als die Böhmen Anno 1038. die Stadt Gnesen in Polen eingenommen / hätten sie von dannen der fünff Einsidler Cörper / so da gelegen / mit sich geführt / davon ihr Hertzog Praedislaus einen / nemlich deß Cristini, den Olmützern überlassen habe. So hat es auch ein Capucciner Closter / und ohne Zweiffel / noch darzu ein Jesuiter Collegium allhie: wie dann Käiser Ferdinand der Ander / Anno 1621. den 23. Jenner / dem Cardinal von Dietrichstein und Bischoffen allhie geschrieben / darob zu seyn / daß sie / die Jesuiter / in ihre alte Collegia, in Mähren / ehrlich wieder eingeführet würden; den Capuccinern aber wurden von Ihrer Käiserl. Majestät / den 13. Weinmonats 1622. fünff tausend Gülden / gutes Gelds / auß den conficirten Gütern / verordnet / ihre Clöster wieder einzunehmen / und die Kirchen damit zu zieren. Vorgedachter Boregk meldet am 35. Blat / daß der Christliche Mährische König Suatopluck nach Velgrad / jetzt Olmütz genant / ihm einen Königlichen Sitz erbauet habe. Item / am 162. Blat / daß Olmütz von Sobiesla / deß Hertzogs Sobieslai Sohn / zun Zeiten Königs Uladislai in Böheim / eingenommen und geplündert worden; daher der König darfür gezogen / und besagten Sobiesla / nach Böheim / ins Schloß Prinda habe führen lassen / allda er viel Jahr lang gefangen gesessen seye. Ums Jahr 1241. (oder 42.) belägerten die Tartarn Olmütz / es wurde aber die Stadt / vom Jarosla von Sternberg mannlich beschützt / und endlich / durch einen Außfall / die Tartarn hart geschlagen / daß auch ihr Obrister Peta bliebe / die übrigen aber unverrichter Sachen abziehen musten; wie er Boregk fol. 216. seq. berichtet. Anno 1458. hat sich Olmütz mit König Görgen in Böheim vertragen; ist gleichwol hernach / samt Brinn und andern Städten / wegen der Religion / von ihme wieder ab: und zum König Matthia in Ungarn / gefallen. Anno 1637. im Augustmonat / sollen allhie in die 72. Häuser abgebronnen seyn. Anno 1642 im Brachmonat / ist der Schwedische General Feld-Marschall / Leonhard Torstensohn / für Olmütz kommen / und solche Stadt zeitlich mit 20. Canonen zu beschiessen angefangen / und 3. Tag damit continuirt / nachmals 3. Stürm darauff gethan / und endlich die Stadt / mit einem schlechten gegebenen Accord erobert; wie hievon / und was für ein gewaltiger Schatz und Vorrath / an allerhand Sachen / allda gefunden worden / in dem IV. Tomo Theatri Europaei Meriani, fol. 925. seq. zu lesen ist. Der General besetzte

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_176.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)