Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 214.jpg

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Bralin.

Zwischen Beraun und Wartenberg / und in selbiger freyen / den Herren Burggrafen von Dhona gehörigen Herrschafft / auff den Polnischen Gräntzen / und ohnfern von Smogra / gelegen / so für ein Städtlein vom Nehelio, und auch in den Tafeln / gesetzt wird.


Breßlau / Vratislavia, Wratislavia.

Diß ist die Hauptstadt nicht allein in dem Hertzogthum dieses Namens / so Anno 1337. ledig gestorben / und an die Königliche Böhmische Cammer gefallen / sondern auch deß gantzen Landes Schlesien; von dannen man 12. Meilen nach Glatz / und 33. nach Prag / rechnet. Sie liget an der Ola und Oder / so allda unter der Stadt zusammen fliessen / in einem schönen und ebenen Lande / da ihr von keinem Berge einiger Schade kan zugefüget werden. Und wird sie unter die vesteste und schönste Städte in Teutschland gezehlet / und der weite oder Grösse nach / ungefehrlich mit Augspurg verglichen. Sie hat rings herum / ausserhalb der neuen Pasteyen / ein altfränckische gerade Stadtmauer / mit vielen alten Thürnen darzwischen / alle von gebackenen Steinen erbauet / und ist / an den 3. Seiten / mit einem ziemlich weiten Wassergraben umbfangen. An der vierdten Seite / gegen Mitternacht / fliesset die Oder hart an der Stadt hinweg / welche den Thum / und was dabey liget / und die Stadt / von einander scheidet. Die neue Wercke und Pasteyen / seyn fast auff die Weise angelegt worden / wie sie in Daniel Specklins Bau-Buch vor Augen gestellet werden; haben aber / von Bau-Verständigen / vor diesem / nicht allerdings gelobt werden wollen; sonderlich / weil man röhrige / und mehrerntheils schlechte Erden darzu gebraucht hat; daher man / bey diesem Teutschen Krieg / sonderlich umbs Jahr 1634. und folgenden / die Stadt besser versehen / und mehrers bevestiget hat. Der Thor seyn achte. Es wollen theils / daß sie deß Ptolemaei Budorgis, oder doch an desselben Orts Stelle / erbauet seye. Wer aber solches gethan habe / darinn seyn die Scribenten nicht einig: indeme theils zum Erbauer / oder Wieder-Erheber den Pohlnischen Hertzog Mieslaum; andere den Uratislaum, deß Böhmischen Hertzogs Boleslai Sohn / machen; welcher von der Judith / einer Teutschin / gebohren / nach Absterben seines Vattern / ein Herr über Mähren und Schlesien worden / den auch Käiser Henrich der Vierte zum ersten König in Böheim gemacht hat. Und von diesem solle der Stadt Name / so Böhmisch ist / herkommen; wie sie dann auch Ehrn- und Gedächtnuß halber / deß Königlichen Namens ersten Buchstaben im Wappen führet. Cureus ist der Meynung / daß Breßlau bey deß besagten Mieslai Zeiten / anfänglich erbauet worden: aber erst den Namen bekommen / und zugenommen / als kein König in Polen gewesen / und die Schlesien inngehabt haben: wiewol Breßlau forthin nicht beständig bey Böheim geblieben / sondern noch eine ziemliche Zeit hernach / unter Pohlen gewesen ist. Wie dann auch allhie / im Schloß / (davon noch hinder der H. Creutz-Kirchen / an dem Ort / so die Burgk genant wird / wie Bertius sagt / Merckzeichen zu sehen seyn) sich der Pohlnische Hauptmann in Schlesien auffgehalten / ehe Breßlau seine eigene Hertzogen / auß dem Pohlnisch Königlichen Geblüt bekommen / die sich gleichwol auch fürbaß an Polen gehalten / biß auff Hertzog Heinrich / der diß sein Fürstenthum / wie oben im Eingang von Schlesien gesagt worden / dem König

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_214.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)