Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 215.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Johanni in Böheim vermacht / nach dessen Tod auch Breßlau an Böheim kommen ist. Und wurde hernach die Stadt und Lande (darzu heutigs Tags / ausser Breßlau / die Städtlein / Neumarck / Nambslau / Lissau / Auris und Jeltz) (vom Nehel Jeltzsch / bey Ohlau; in Tomo V. Theatri Europaei, fol. 1265. b. aber / Jeltsch / und ein vestes Schloß / zwischen Breßlau und Brig / mitten in der Oder ligend / genant / so der Schwedische Obrist Gunni Anno 1646. mit List einbekommen hat) oder / wie andere sagen / Nambslau / Liessau / Städlin / Jeltsch / Neumarckt / Auris / Cant / Kostenplotz / Klettendorf / Schalcka / etc. gehörig seyn) von den Böhmischen Königen regiret; wiewol der Hauptmann / der über das Breßlauische Fürstenthum zu gebieten / von einem Rath zu Breßlau / auß dero Mittel / und Burgerschafft / auff deß Käisers Caroli IV. und Königs in Böheim / Zulassung / erwählet worden; welcher Rath auch die Canzley über solches Fürstenthum / und also auch zu Neuenmarckt / Nambslau und Liessau / gehabt / so demselben König Uladislaus in Böheim / Anno 1505. erblich übergeben hat. Weilen aber die Stadt / in dem jetzigen Krieg / sich am Käiser Ferdinand den Andern vergriffen / so ist sie zwar / auff Churfürstlich-Sächsische Intercession, vermög deß Pragerischen Friedens Neben-Recess, per submissionem, bey ihrer Religion gelassen; aber derselben obbesagte Lands-Hauptmannschafft / und Canzley / deß Breßlauischen Hertzogthums / so sie biß daher gehabt / entzogen worden. Sonsten wird die Stadt an ihr selbsten / ausser deß gedachten Hauptmanns / von acht Burgermeistern / eylff Schöffen / und zweyen Syndicis, regiret; welche Regiments-Form / und Statum Aristocraticum allhie / man sonderlich lobet; und solches Regiment Käiser Sigismund / ein Regul der Sitten / ein Exempel und Spiegel aller Zucht menschlichen Lebens / und einen hellen Morgen-Stern / der unter andern Städten herfür leuchte / genant hat; wie Petrus Bertius lib. 3. Rer. German. pag.727. bezeuget. Und wird diese Stadt / auch wegen guter Bestellung der Kirchen / und Schulen / sonderlich gerühmt; von dannen gelehrte Leute / und darunter Johannes Crato von Crafftheim / ein berühmter Käiserlicher Medicus, und Jacobus Monavius, entsprungen seyn. So haben auch die Weibs-Personen allda / wegen ihrer Schönheit und Tugenden / und daß sie wol kochen können / ein herrliches Lob. Und will Cureus im 2. Theil seiner Schlesischen Chronik / am 24. Blat / daß man nicht bald einen Ort finden solle / da man reinlicher / besser und köstlichere Speise zurichte / und da es in Haußhaltungen ordentlicher und richtiger zugehe / als in dieser Stadt. Er sagt auch am 33. Blat / man finde in gantz Schlesien und in benachbarten Landen / keine Stadt / da arme Leute besser versorget und versehen werden / als zu Breßlau. So wird diese Stadt für ein Glied deß Römischen Reichs gehalten; und haben auch in Ansehung dessen / die Breßlauer / vom Käiser Carolo dem Fünfften / die Bestätigung ihrer Freyheiten begehrt; die sie auch / als ihr König Ferdinandus der Erste selbsten für sie gebeten / sampt dem neuen Wapen / dessen sie sich noch heutigs Tages gebrauchen / und viel andern Käiserlichen Gnaden mehr / erlangt und bekommen; weiln sie sich[WS 1] umb das Heil. Römische Reich wol verdient gemacht haben. Und dahero wird vielleicht von Martin Boregk / einem Breßlauer / so die Böhmische Chronik geschrieben / Breßlau nicht eine Königliche / sondern Käiserliche Stadt genant / als gleichsam unter dem Teutschen Reich / und deß Käisers Ober-Bottmässigkeit sich befinden thut / ob sie wol sonsten zur Cron Böheim gehörig ist; wie hievon beym Goldasto, in seinem Werck vom Königreich Böheim / und einverleibter Landen / lib. 1. cap. 14. zu lesen. Es ist auch diese Stadt / vor Jahren / ein Glied deß Hanseatischen Bunds gewesen / davon Joh. Angel. Wertenhagen part. 3. Rerum Hanseat. cap. 23. fol. 338. b. auffzuschlagen. Wie es dann einen sehr grossen Handel / mit Kauffmannswaaren allhie gibt; auch die Gelegenheit daselbst mit Teutschen / Böhmen / Polacken und Ungarn / zu handthieren / gar gut / und die Stadt volckreich ist. Hergegen aber gibt es auch allda allerley Kranckheiten. Dann / obwoln / wie gemeldt / dieser Ort in einem weit ebenen Felde / über der Oder / nach Mittag / gelegen; so wird sie doch auch / nach Mitternacht / mit vielen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: sich sich
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_215.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)