Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 216.jpg

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pfützigten feuchten Sümpffen umbgeben / wie man dann sagt / daß die Stadt auff einen außgetruckneten Pfudel erbauet seye. So ist allda das Ufer der Oder sehr nidrig und abschüssig; und hat es nahe bey der Stadt einen fetten und feuchten Boden; und ist die Lufft laulecht / so sich zu einer mercklichen Feuchtigkeit ländet (dessen Kälte durch irdische und sümpffichte Dämpffe / die eine warmlichte Feuchtigkeit haben / und dann durch warmer Winde Anstreichen / gemiltert wird) und gebrauchen sich die Leute über das überflüssiger Speise / darzu auch der Tranck komt / der ein safftiges Bier ist / das viel und schleumige Nahrung gibt / und dann starcke / dünstige und milde Wein / als Ungarisch-Oesterreich-Mährische und Francken-Wein. Daher allhie diese Kranckheiten / als Neigung zu harten Fiebern (auß leichtem Ubergriff) der Nierenstein / die Gicht und das Reissen in Gliedmassen und Gelencken / gemein seyn. Besagtes Bier wird der Scheps genant / von dessen Nutzbarkeiten D. Heinrich Mühlpford einen besondern Tractat geschrieben; und ein anderer folgende kurtzweilige Vers gemacht hat:

Scheps caput ascendit, nec scalis indiget ullis,
Sessitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis.

Was mehrers allhie von Breßlau zu erinnern wäre; davon ist oben / in Beschreibung deß Landes Schlesien / gesagt worden.

Es seyn allhie vornemlich zu sehen / 1. die Bischoffliche / oder Haupt-Kirche zu S. Johann in der Insul / ausser der Stadt und über der Oder / dabey eine Schul. Es ist dieses ein sehr herrlich / prächtig und vester Bau / den die Römisch-Catholischen innen haben. Ist mit 2. hohen schönen Thürnen / so oben durchsichtig / gezieret / auch mit einem gantz kupffernen Dach wol verwahret / und inwendig der Chor / vom Domherren Bernhard Edern wunderschön erneuert / die Capellen daran mit trefflichen wolzugerichteten Altären und Gemählden versehen / der Predigt-Stul sehr künstlich auffgeführet / viel Grabschrifften und Denckmahlen an allen Pfeilern / Orten und Enden / von Gold / Silber und anderen köstlichen Farben / zu lesen und zu sehen. Es ist auch bey dieser Kirch eine gewaltige / grosse und fürtreffliche Bibliothek vorhanden. Und obschon / wie hernach folgt / dieser Dom in dem jetzigen Krieg eingenommen worden / und etwas Schaden mag gelitten haben; so werden doch / sonder Zweifel / die beste Sachen bey Zeiten in die Stadt seyn geflehnet worden / die man nie einbekommen hat. Wann ein Domherr sterben soll / so pflegt man sein Gestühl in der Kirchen entweder zugemacht zu finden / oder es liget eine Rose darinnen / oder es läutet eine Glocke von sich selbsten; dergleichen dann auch zu Cracau / wie Cromerus meldet / in der Domkirchen / zu geschehen pfleget. Siehe die gemeldte deß Curei, durch Schickfusium vermehrte Schlesische Chronik / im 3. und 4. Capitel. 2. Zum H. Creutz / auch in der Insul / so vom Hertzog Henrico Probo, Anno 1288. gleichwie doppelt erbauet / deren untere Kirch dem H. Bartholomaeo, die obere aber zu Ehren deß H. Creutzes Christi außgesetzt worden ist. 3. Die Pfarrkirch zu S. Elisabeth in der Stadt / Anno 1253. erbauet / dabey eine herrliche Schul / so der Augspurgischen Confession zugethan. In der Kirchen ist das Auditorium Theologicum. Die grosse Glock hält unten in ihrem Umbkreise 14. Breßlauische Elen. Hat 2. grosse Orgeln und schöne hohe Capellen: ist auch ein Bibliothek allda. Anno 1529. ist die Spitze / samt dem Dach von dieser Kirchen eingefallen / und doch / ausser einer Katzen / niemand einig Leyd geschehen; wie hievon daselbsten / und beym Nath. Chytraeo in delic. varior. in Europa Itinerum, p. 408. schöne Lateinische Vers zu lesen seyn. 4. S. Mariae Magdalenae Pfarrkirch / dabey auch eine Evangelische Schul. Es ist diese Kirch schön / hell / groß / weit und hoch: inwendig sind 2. grosse Orgeln / schöne Grabschrifften / ein wolformirter Tauffstein / ein künstlicher Predigtstuhl / schöne Capellen / zween hohe / doppelt durchsichtige / und mit grünem Kupffer gedeckte Thürn und eine herrliche Bibliothek / oder grosse Bücher-Menge. 5. zu S. Vincentz in der Stadt / ein Praemonstratenser-Closter / umbs Jahr 1139. von dem in den Historien berühmten Petro Duino, einem Dennemärcker / erbauet / in welchem er auch begraben ligt. Seine Grabschrifften hat

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_216.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)