Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 217.jpg

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Nicolaus Henelius, in seiner Breslographia, oder Beschreibung dieser Stadt; darauß eines also lautet:

Hîc jaceo infelix, sine lingua, oculisque cadaver,
Non oculi exitio, sed mihi lingua fuit.

Martinus Cromerus schreibet lib. 5. Rer. Polon. fol. 125. man sage / daß gemeldter Petrus Duinus, oder Duninus, Graf von Scrinnen in Polen / der an deß Hertzogs Boleslai Hof gewesen / nach und nach / 77. Kirchen / an unterschiedlichen Orten in Polen / von gehauenem Stein / auffgerichtet und begabet habe / deren die meisten noch stehen; Item / 2. Clöster Prämonstratenser Ordens / ausser der Stadt Breßlau / zu S. Vincentz genant / so die Breßlauer / zu seinen Zeiten / auß Forcht für den Türcken / wie vorgewendet worden / abgebrochen hätten. Und sagt / daß dieses Petri Nachkommen noch in Polen florirten / einen Schwanen in rothem Schilde zum Wappen führeten; und habe daher solches Geschlecht der Labentzen Namen. Und im VI. Buch meldet er / am 139. Blat / daß dem Petro Dano, vom Hertzog Wladislao, welcher seinem Vatter Boleslao succedirt hatte / auff Anstifftung seiner Gemahlin Christinae, die Zunge abgeschnitten / und die Augen außgestochen worden; und seye er / nach 5. Jahren / zu Breßlau gestorben / und zu S. Vincentz begraben worden. Siehe von ihme auch den Matthiam de Mechovia cap. 16 der ihn einen grossen Grafen von Skrzin nennet. 6. Zur lieben Marien auff dem Sand / so ein hohes / weites und köstliches Gebäu / inwendig mit einer grossen Orgel / richtigem Uhrwerck / schönem Predigt-Stuhl / herrlichen Gemälden / Altären / und einem zwyfachen Chor gezieret; dabey ein dicker hoher Thurn / ein zierliche Bibliothek / und Kirchen Ornat / zu sehen / und eine liebliche Musica zu hören. 7. Zu S. Dorotheen / so die gröste / höchste und weiteste Kirche in- und vor der Stadt Breßlau ist / welche Käiser Carolus IV. erbauen lassen. Sie ist hernach lang öde gestanden / aber im Jahr 1612. vom Käiser Matthia den Franciscanern eingegeben worden: Und hat Anno 1623. dem Guardian allda sein Jahr-Geld / von hundert Thalern / die er in 5. Jahren nicht empfangen gehabt / auff einmal / nemlich 500. Thaler / Käiser Ferdinand erlegen lassen. 8. Die Kirche der Commenden Corporis Christi, den Malteser-Rittern zuständig / so / samt denen darzu gehörigen Dörffern / E. E. Rath allhie verpfändet ist. 9. Zu S. Albrecht / denen Dominicanern gehörig. In dieser Kirchen pflegen die Könige auß Böheim / ehe sie von den sämtlichen Herren Fürsten und Ständen / die Huldigung einnehmen / der Meß zuvor beyzuwohnen. Höchstgedachter Käiser Ferdinandus II. hat den 1. Julij / deß Jahrs 1627. erlaubt / daß den gedachten Dominicanern / ihr jährlich Deputat / der 100. Gülden / noch 3. Jahr lang solte gegeben werden. 10. Zu S. Matthias / darinnen der Herr Meister selbigen Hospitals / das rothe Creutz / zusamt seinen Ordens-Genossen / führet / und ist er dieses Creutz-Ordens Obrister durch gantz Polen und Schlesien. Die Kirch dabey ist auch schön. Unter den 3. Nonnen-Clöstern ist das vornehmste zu S. Claren / darinn ligt die Stiffterin / Königs Ottocari in Böheim Tochter / Frau Anna / Hertzogs Henrici Pii zu Breßlau Gemahlin. Das ander ist zu S. Catharina; und das dritte zu S. Anna / auff dem Sande / so Augustiner Ordens ist. Es werden über diese / noch auff die 12. kleine Kirchen allhie gezehlet; und wird zu S. Christoph Polnisch geprediget. So hat es auch nunmehr Jesuiten allda / deren ums Jahr 1642. zwölff sollen gewesen seyn: Und ist zu S. Bernhardin die dritte Evangelische Lateinische Schul / zusamt der dritten Pfarrkirch / und zwar diese in der Neustadt. Sonsten findet man allhie auch unterschiedliche Teutsche Schulen; Item Spitäl / für alte Leut und Kinder; und ist unterwerts der Stadt / an der Oder / ein grosser steinerner Palast / für die Inficirten zur Pest-Zeit.

Von weltlichen Gebäuen ist 1. da zu sehen / die Königliche Burgk an der Oder / so Käiser Sigismund angefangen und Ferdinand der Erste außgebauet. 2. Auff dem grossen und ansehenlichen Ring / oder Marckt / das schöne / hohe und weite Rathhauß / darinn die Fürsten-Täge gehalten werden. Dabey ist ein schöner Thurn / und darauff ein Schlag-Uhr / welche auff alle 4. Theilen deß Marckts die Stunde richtig zeiget / und zwar nach der halben Uhr / welche An. 1580.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_217.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)