Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 234.jpg

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worden. So wird auch in den Historien der Creutz-Herren Kirch / allhie / und in der Vorstadt der S. Görgen Kirch; und ingleichem der Jesuiter allda / gedacht. In deß Caroli Carafae, Episcopi Aversani Commentariis de Germania sacra restaurata, und desselben Buchs Anhang / stehet / es hätten Ihro Röm. Käiserl. Majestät / Herr Ferdinandus der Ander / den 9. Septemb. Anno 1622. befohlen / dem P. Matthiae Beruth, Guardian bey S. Stanislao in Groß-Glogau / sein durchs Feuer vergangenes Closter wieder auffzurichten / auß den künfftigen Confiscationen / 500. Thaler / zusamt 60. Bäumen / zu geben. So hätten Ihro Käis. Majestät den 22. Novembris, deß Jahrs 1625. erlaubt / zu Erweiter- und Erhaltung der Schulen allhie / zu S. Peter und Paul / von den verkaufften Gütern Thepla / ein tausend Thaler dahin anzuwenden. Deßgleichen wären von Ihro Majestät / den Jesuitern allda / die jenige siebenzig tausend Thaler / so von der Schönaichischen Abstrafung eingenommen worden / assignirt / oder überlassen worden. 4. Das Schloß an der Oder / so vorzeiten die Hertzogen deß Orts besessen; und allda der grosse und ungeheure weißlechte Thurn ist / darinn der Rath dieser Stadt / auff Befelch Hertzog Hansen / verhungert worden. Es hat vorzeiten zu diesem Schloß / Stadt und Fürstenthum Glogau / das gantze Fürstenthum Sagan / Prebs und Naumburg / deßgleichen Steinau / Crossen / Zollich / wie auch ein grosses Stück in Polen gehört. Und seyn die Glogauische Hertzogen deß alten Königlichen Polnischen Pyastischen Geschlechts / und Hertzog Heinrichs mit dem Bart / der im Jahr 1201. ein Herr über gantz Schlesien war / und stätigs zu Glogau Hof gehalten hätte / Nachkommen gewesen; unter denen sich befunden Henricus der Dritte / so Anno 1309. gestorben / dessen vier Söhne das Land theileten / und bekam der jüngste / Namens Primislaus II. Glogau / sampt dem Croßnischen und Freystättischen Weichbilde. Als er ohne Kinder verstorben / so bekamen seine Brüder / Johannes, und Henricus, die Stadt Glogau / ein jeder halb. Johannes verkauffte seinen Theil dem König Johanni in Böheim; Henricus aber wolte nicht Böhmisch seyn / darumb ward er Anno 1332. vom König auß Glogau vertrieben / und bliebe gantz Glogau länger dann 20. Jahr der Könige in Böheim. Käiser Carl der Vierte / König in Böheim / gab hernach Anno 1360. das eine Theil deß besagten Henrici IV. dem Henrico V. oder Eisernen / zu Sagan / und setzte einen Hauptmann ins Schloß. Er Heinrich starb Anno 1369. und verließ 3. Söhne / als Heinrich genant / deren der mittlere / Henricus VII. Rapolt zugenant / Glogau halb bekam; starb aber ohne Kinder / und bekam sein Bruder / Henricus VIII. der seines fruchtbaren Ehestandes halber / Sperling geheissen ward / alles / wie auch Sagan / über. Anno 1395. regirete zu Glogau ein solche hefftige Pestilentz / daß über 2000. Menschen daran untergangen. Und in diesem Jahr starb auch besagter Henricus Passer, dessen ältester Sohn Johannes das Saganische Gebiet bekam; und ist also das Saganische von dem Glogauischen Fürstenthum wegkommen / und von dieser Zeit an ein besonder Fürstenthum genant worden. Kurtz vor dem Jahr Christi 1400. übergab König Wenceslaus zu Böheim / den halben Theil der Stadt Glogau dem Hertzog Boleslao zu Teschen / und bliebe solcher bey Teschen / samt dem Schloß / viel Jahr hernach. Anno 1401. wurden die Jüden zu Glogau verbrant. Anno 1406. gieng ein großes Feuer in der Vorstadt nach der Oder auff. Es brante eine lange Gasse ab / die man den Steinweg nennet / und der gantze Platz / darauff die Fischer-Häuser stehen. Anno 1420. brante die gantze Stadt / ausser deß Dominicaner Closters / ab. An. 1431. war wieder ein grosse Brunst allhie. Anno 1439. starb obgedachter Hertzog Hanß zu Sagan / Hertzog Heinrichs deß Sperlings ältester Sohn / ein grosser Tyrann / verlassende 4. Söhne / Wenceslaum, Rudolphum, Balthasarem und Johannem. Anno 1442. kam zu Glogau / am Tag S. Marci, auff der Jüden-Gassen / Feuer auß; durch welche Gelegenheit der gemeine Pöfel der Jüden-Häuser stürmete / und ihre Synagog umkehrte. Anno 1445. brante abermals die Gasse ab / die man den Steinweg nennet. Man hat auß gewisser Erfahrung / daß die Pestilentz an diesen Orten die allergefährlichste / die

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_234.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)