Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 285.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kirchhof / mit Gängen / und unterschiedlichen vielen Gewölbern / auff die Leipzigische Manier / um und um gehabt. Die Schul in der Stadt ist Anno 1604. von Stein auffgebauet worden. Das Königliche Hauß / und Schloß / wie auch das Rathhauß mit 2. Thürnen / seyn ingleichem zu sehen. Nicht weit vom Glogauischen Thor / ist auch ein wolverwahrtes Zeughauß / und vor der Vogelstangen ein Schießhauß vorhin gestanden / und vielleicht noch. Dann bey diesen Kriegs Zeiten man von dergleichen Sachen nichts beständiges schreiben kan. Die Häuser seyn mehrern Theils von Holtz / mit außgeflochtenen Ziegeln zubereitet. Um den Marckt / und gegen dem neuen Thor hinauß / sind sie mit Lauben gemacht / daß man unten gantz trucken gehen / auch daselbsten handlen und wandlen kan. Es hat die Stadt starcke Thor / und veste Mauren / an welchen grosse steinerne Pasteyen / und unter denselben morastische Gräben. Hart am Schloß ist ein grosser See. Es findet sich bey der Stadt auch ein Weinwachs; und eine halbe Meil davon ein Wald / darinnen die Reiger mit grossen Hauffen nisten / allda man die schönen Federbüsche samlet. Zum Stadt Signet / führet der Rath / im weissen Felde / oben 2. Thürne / und dazwischen einen Giebel / unten aber den Schlesischen Adler. Doctor Jacobus Schickfusius, dessen Vatterland Schwiebüssen ist / sagt / in der weitläufftigen dieser Stadt Beschreibung / lib. 4. Chron. Siles. cap. 27. fol. 161. daß dieser gantzen Stadt Abbildung / ins Görg Brauns unsterblichem Werck / oder in Theatro Urbium, lib. 5. Charta 50 sehr wol getroffen seye. Es haben die Marggrafen von Brandeburg / mit den Polen / um diese Stadt hefftig gezancket / und bald sie / die Marggrafen / bald die Polen / solche behalten. Letztlich ist sie / durch die Könige in Böheim / nachdem sie neulich die Schlesi einbekommen / und sich mit den Nachbaren begräntzt hatten / den Hertzogen zu Glogau zugeeignet worden. Und wird ihr um das Jahr Christi 1380. zum ersten gedacht. Dann dazumal war sie dem Hertzog zu Sagan unterthan. Ums Jahr 1625. haben die Hauptmannschafft allhie die von Knobelsdorff pfandsweise innen gehabt. In den Kriegen / sonderlich zun Zeiten Königs Matthiae Corvini in Ungarn / hat sie viel außstehen müssen; wie dann diese Stadt / in dem jetzigen Krieg / auch nicht leer außgangen / sondern von beyden Theilen besucht worden ist. Anno 1522. und 1541. ist sie schier gar außgebronnen. In jetztgemeldtem 1541. Jahr ist die Augspurgische Confession allhie eingeführet worden. Von andern Geschichten / Unfäll durch Wetter / und dergleichen / ist obgedachte Schlesische Chronik zu lesen.


Silberberg

Ein Städtlein / bey Reichenbach / nahend der Grafschafft Glatz gelegen / so / vor diesem / zum Hertzogthum Münsterberg gehört; der Zeit aber Fürstlich Lignitzisch / und Brigisch / unzertheilet ist. Siehe oben Reichenstein. Weiter findet sich von diesem Ort nichts.


Skotzaw / Sckozau.

Ein Städtlein / im Fürstenthum Teschen / an der Weixel / und nicht weit von der Stadt Teschen gelegen / dessen König Johannes in Böheim / in seinem dem Hertzog Casimiro zu Teschen / Anno 1327. den 24. Hornung / gegebenen Freyheits-Brieff / gedencket. Siehe Schickfusium in der Schlesischen Chronik lib. 3. cap. 31. fol. 511.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_285.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)