Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 286.jpg

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Sommerfeld.

Ein Städtlein / und Herrschafft / an der Lupa / und den Nider-Laußnitzischen Gräntzen / im Fürstenthum Crossen / daherum es Weinwachs gibt. Ist etwan eine besondere Herrschafft gewesen / die theils allbereit zu Nieder-Laußnitz ziehen / und doch dem Herrn Churfürsten zu Brandeburg zueignen; dessen sie auch / samt dem gedachten Fürstenthum Crossen / ist. Anno 1641. seyn in solcher Herrschafft Käiserlich- und Schwedische gelegen.

Sora / oder Soraw.

Ein Städtlein / im Fürstenthum Ratibor / zwischen Mislowitz und Lasla; Item / Liebeneck und Strumien / in Ober-Schlesien / bey den Polnischen Gräntzen; davon nichts sonders schrifftwürdiges zu finden.


Spitzberg.

Eine statliche Lignitzische Vestung auf dem Grätzberg / oder Grödisberg / die Hertzog Friederich der Erste zur Lignitz und Brig / erbauet hat / auff welchem vesten Schloß heutiges Tages starcke Wacht gehalten wird.


Sprottau.

Eine Stadt im Glogauischen Fürstenthum / 5. kleine Meilen von der Stadt Groß-Glogau gelegen / so ein wenig kleiner / als Freystatt. Ihr Nam ist Polnisch / und bedeutet einen Ort / da man viel Dörner und Gesträuch außgerottet / und Wohnungen darauf gebauet hat. Oder / heist so viel / als einen Raumauff. Man zeiget auff dem Lande noch etliche Heydnische Kirchen; daher diese Stadt / sonderlich das Schloß / alt seyn muß; wiewol ihrer / in den Historien / erst ums Jahr 1280. gedacht wird / als Hertzog Conrad seinen Sohn / Primislaum, hieher setzte. Gegen Mittag fleußt der Bober fürüber; auff der andern Seiten aber die Sprott / ein kleines Wasser. Bey Auffnehmen der Stadt Glogau nahme Beuthen ab. Derhalben ward das Jungfrau-Closter / weil das Städtlein arm / und durch Brand viel Schaden erlitten / gen Sprottau versetzt. Es ist um die Stadt eine lustige und gute Gelegenheit. Das Schloß ligt gegen Morgen / an einem mit Wasser / und brüchig umgebenen Ort; und ist derhalben ziemlich vest. So ist die Lufft allhie nicht ungesund; wiewol die besagte Sprotte / ein schwartzes schleimiges Wasser / dieselbe verunreiniget: so halten auch etliche Berge einen guten Theil der mitternächtischen Lufft auff. Die grossen Heyden hart an der Stadt / wehren den Mittags-Winden; welche durch die kalte und subtile Dünste auß dem Bober gereiniget werden. Anno 1473. den Tag nach Margarethen / brennte die Stadt Sprottau / samt dem Jungfrauen-Closter und Kirchen rein ab / das Schloß aber bliebe stehen. Zun Zeiten Königs Matthiae Corvini in Ungarn / der eine Zeitlang Schlesien innen hatte / ward von den Ungarn Sprottau eingenommen. Anno 1640. kam dieser Ort in Schwedische / hernach in Käiserliche / und dann Anno 1642. wieder in Schwedische Hand; ward aber gegen dem Ende deß Augustmonats / dieses Jahrs / vom Grafen von Bruay / und den Käiserlichen; und dann im Herbstmonat wieder von den Schwedischen erobert.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_286.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)