Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 294.jpg

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Trebnitz.

Ein Städtlein / nahend der vorgedachten Herrschafft Trachenberg / aber im Fürstenthum Oelß gelegen / und den Hertzogen von Münsterberg gehörig. In dieses Städtleins Revier / hart an dem Dorff Masel / oder Maslau / ist ein Berglein / der Töppelberg genant / auß welchem rechte formirte Töpff / oder Häfen / und andere thönerne Gefäß / doch gantz weich / herauß gegraben / und dann erst von der Lufft hart gemacht werden. Anno 1203. hat Hertzog Heinrich in Schlesien / zugenant mit dem Bart / der H. Hedwig Gemahl / das berühmte Jungfrauen Closter allhie zu bauen angefangen / und hat man 16. Jahr daran gebauet / und die gantze Zeit über / auß gantz Schlesien / alle zum Tod verdamte Missethäter an den Bau geschickt / da sie täglich arbeiteten / und ihre Ubelthat büssen müsten. Man sagt / daß auff den Bau / und andere Sachen / jetziger Müntz nach / vierzig tausend Thaler auffgangen; welches zur selben Zeit eine grosse Summa gewesen ist. Es ist auch auß vorerwehnter H. Hedwigs eingebrachter Morgengab / so viel Einkommens darzu gewidmet worden / daß man tausend Menschen davon unterhalten kan. Ist S. Bartholomaeo zu Ehren erbauet; und seyn die Jungfrauen von Bamberg / daselbst der H. Hedwigs Bruder Bischoff war / hieher gebracht worden; so Cistercienser Ordens. Es hat aber gemeldter Hertzog diesen Ort / zu Erbauung deß Closters / von wegen eines gethanen Gelübds / erwählet; sintemal er daselbst mit dem Roß in ein Gesümpff gefallen; wie hievon / und woher es den Namen Trebnitz / das ist / wir / die Closter Jungfrauen / dörffen nichts mehr / bekommen / in der Schlesischen Chronik / durch D. Schickfusium vermehret / lib. 2. cap. 3. zu lesen. Besagter Hertzog ist in dieses Closter begraben worden. Anno 1430. haben dasselbe die Hussiten auß Böheim geplündert. Anno 1610. den 8. Mertz / hat die Aebbtissin dieses Fürstlichen Stiffts / Frau Maria Lückin / die Römisch Catholische Religion abgelegt / die Augspurgische Confession, oder Glaubens-Bekäntnuß / angenommen / und dem Kloster-Leben abgedanckt. Von gedachter H. Hedwig / seyn / unter andern / die offtangezogene Schlesische Chronik / und Andreas Brunner / lib. 3. Annal. Boicorum, pag. 739. seq. zu lesen. Es ist zu erachten / daß nachmals erst / bey dem ernanten Feld-Closter / das dabey gelegene Städtlein Trebnitz auffkommen seye.


Troppau / Opawa / Oppavia.

Diese Stadt hat den Namen von dem nahend anfliessenden Wasser / die Oppa genant / daher man vor Alters zu der Oppe gesagt / darauß ins gemein zu Troppe worden ist. Sie ist groß / vornehm / und die Haupt-Stadt deß Troppauischen Fürstenthums / in welches / neben Troppau / auch die Städtlein Laßlau / Oder / Kränowitz / Holdschin / Wagstatt / Künßberg / Wigstatt / Neukirch und Freudenthal / gehörig seyn. Theils lassen Laßlau auß / und setzens zu Teschen. Es ligt dieses Fürstenthumb in Ober-Schlesien / und erstreckt sich biß in die Böhmische Gebürge / und gräntzet mit dem Mährenland / gebraucht sich auch gleiches Rechts mit den Mährern. Und haben daher die Land-Stände dieses Hertzogthums / sich etlich mal unterstanden / von denen Schlesischen Ständen abzusitzen / und zu den Mährern zu schlagen; aber die Stadt Troppau hat solches nie thun / sondern bey Schlesien beständig verbleiben wollen; wie hievon in vielangeregter Schlesischen Chronik Curei und Schickfusii lib. 4. cap. 20. in Beschreibung dieser Stadt / sonderlich aber

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_294.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)