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der zehn Hörner auf die mit Nero wiederkehrenden Parther, wird hier ausführlich vorgetragen. Nur zögernd allerdings betritt E. diesen Weg der Deutung; er meint, daß die Apk — nach ihm ein dramatisches Gedicht — diese Bilder nur poetisch verwerte, ohne daß der Verfasser im Ernst den Aberglauben seiner Zeit teile. Das tausendjährige Reich mißdeutet E. noch in alter Weise.

An Eichhorn schließen sich an: F. W. Hagen, Sieg des Christentums über Judentum und Heidentum, oder die Offenbarung Joh. übersetzt und erklärt 1795; S. G. Lange, die Schriften Joh. übersetzt und erklärt I. 1795; F. H. Lindemann, Joh. Offenbarung übers. u. m. e. Kommentar versehen nach dem Lateinischen des Herrn Eichhorn 1816; Fr. A. L. Matthaei, die Offenb. Joh. übersetzt und mit einer vollständigen Erklärung begleitet, 2 Thle. 1828; J. H. Heinrich, Apocalypsis perpetua annotatione illustrata 2. Vol. 1818. 21. (Band X von Koppes NT)[1]

Diejenigen Schriften, in denen dann endlich die Erklärung der Apk einen gewissen Abschluß fand, sind: Bleek, Beiträge zur Kritik und Deutung der Offenbarung Johannes, Berlin. theol. Ztschr. II. 1820, 240-315; Beiträge zur Evangelienkritik 1846; Vorlesungen über die Apk von Hoßbach herausgegeben, Berlin 1862; Ewald, commentarius in apoc. Joannis 1828; die johanneischen Schriften B. II. Göttingen 1862. de Wette, kurze Erklärung der Offenbarung Joh. 1848¹, 1854², 1862³; Lücke, Versuch einer vollständigen Einleitung in die Offenbarung Joh. 1832¹, 1852²; Volkmar, Kommentar zur Offenbarung Joh. Zürich 1862. — Alle diese Kommentatoren gehen von der entscheidenden Beobachtung aus, daß Apk 11 von der Erhaltung des Tempels die Rede ist[2]. Demgemäß muß die Apk, von deren Einheit man überzeugt ist (s. u.), vor der Zerstörung Jerusalems geschrieben sein. Man erkennt richtig, daß die Apk im wesentlichen sich gegen Rom richtet, man hält an der Nerodeutung fest und geht mit der Zählung der sechs Häupter entweder bis Galba, oder mit Überspringung des Interregnums bis Vespasian. Auch die Beziehung von Apk 16 auf die Parther hat man meistens erkannt. Daß Apk 11 und 20 richtig gedeutet werden, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Man hat endlich den Boden erreicht, auf dem man die Apk verstehen kann. Die vorzüglichste Darstellung der Gesamtauffassung gibt de Wette³ p. 7. „Als den Hauptfeind der christlichen Kirche sah er (der Apokalyptiker) das von der römischen Weltmacht unterstützte, von Priester- und Gaukler-Künsten aufrecht erhaltene Götzentum an, während ihm die Feindschaft der Juden als eine untergeordnete und leicht zu überwindende schien. Der Eindruck der neronischen Verfolgung ist bei ihm noch ziemlich frisch und in Verbindung mit dem Volksglauben, daß dieser Christenverfolger noch lebe und bald als vollendeter Widerchrist wiederkehren werde, die Haupttriebfeder seiner prophetischen Hervorbringung“.

Überdies wurde durch die übereinstimmend von C. F. A. Fritzsche[3],


  1. Nach de Wette³ 24. Von Eichhorn ist auch Hallenberger, Historiske Anmärkinger öfver Uppenbarelse Boken, Bandet 1-3, Stockholm 1800, abhängig. Mit den im vorigen Abschnitt genannten Auslegern hat er die Heranziehung reichen jüdischen Materials zur Erkl. der Apk gemein.
  2. So Bleek nach dem Vorgang von Storr, Oeder, Semler, Corrodi.
  3. Annalen d. gesamten theol. Lit. 1831. III 1, 42-64.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S105.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)