Seite:Bousset-S182.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

δεῖ γενέσθαι ἐν τάχει (zu ἐν τάχει Dtn 9,3; Ez. 29,5; Ps 2,12; B. Weiß). Es soll geschehen nach göttlicher (absoluter) Willensbestimmung (δεῖ) und zwar im Kürze, nicht in rascher Entwicklung der Dinge, – die Überzeugung aller lebendigen eschatologischen Erwartung. Vgl. Dan 2,28.29: ἃ δεῖ γενέσθαι ἐπ’ ἐσχάτων τῶν ἡμερῶν. (Theod.: τί δεῖ γενέσθαι μετὰ ταῦτα). Der Unterschied, der zwischen der Apk und der jüdischen Apokalyptik besteht, und der darauf beruht, daß in ersterer kein Zeuge aus urgrauer Zeit redet, tritt durch diese Parallele klar hervor, vgl. noch Dan 12,4.9 u. o. S.  151. καὶ ἐσήμανεν (ein Wort des johanneischen Schriftkreises s. o. S. 179) ἀποστείλας διὰ τοῦ ἀγγέλου αὐτοῦ. Und „er hat angezeigt“ oder „Kunde gebracht“. Das Subjekt zu ἐσήμανεν ist wahrscheinlich nicht Gott, sondern Christus, dem ja nach dem Vorhergehenden eben das δεῖξαι τοῖς δούλοις anvertraut ist. Die Worte gehören also nicht mehr zum Relativsatz und man hat zu übersetzen: welche Gott ihm gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, und er (sc. Christus) hat sie kundgemacht (wörtlich: angezeigt, vgl. Weizs’. Übersetzung). – Oder man müßte mit Pr. (significavit nuntianda) ἐσήμανεν ἀποστεῖλαι lesen und übersetzen: welche Gott gegeben hat zu zeigen ... und geboten hat zu entsenden. (σημαίνω ist in dieser Bedeutung im NT nicht nachweisbar, doch findet es sich LXX I Esr 2,4: καὶ ἐσήμηνέν μοι οἰκοδομῆσαι, und oft in klassischer Gräzität; auch ἀποστέλλω mit dem Akk. einer Sache ist nachweisbar). – Bei der gewöhnlichen Lesart steht ἀποστεῖλαι absolut = hinsenden vgl. Ex 4,13 שָׁלַח בְיַד. Wenn dagegen eingewandt ist, daß ἀποστείλας im NT immer mit dem Akk. der Person stehe, so lesen Mt 11,2 BCZ 33 D it. πέμψας διά. – Die Vorstellung, daß Jesus durch seinen Engel die Offenbarung gesandt, bereitet Schwierigkeiten. Die Idee eines besonderen Offenbarungsengels ist in der jüdischen Apokalyptik weit verbreitet und stammt sicher daher (s. o. S. 6f.). Sie will aber nicht recht zu der sonst in der Apk vorliegenden Anschauung stimmen. In den unmittelbar folgenden Kapiteln ist der Menschensohn Träger der Weissagung 1,10ff.; 4,1. Der Engel 10,1ff. hat nur eine vorübergehende Rolle (vgl. 7,2.13; 18,1). Erst zum Schluß tritt der Schutzengel, der dem Apok. die große Hure und das himmlische Jerusalem zeigt, stärker hervor 17,1.7.15; 19,9ff.; 21,9; 22,1. Man begreift, wenn in Rückblick hierauf der Apok. zum Schluß 22,6 sagt, daß Gott seinen Engel geschickt habe, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen solle (22,16). Man wird daher annehmen müssen, daß der Apok. das Prooemium erst nachträglich geschrieben hat, nachdem er sein Buch beendigt hatte. Da waren ihm vor allem die letzten Kapitel im Gedächtnis. Dieselbe Hand, die 22,16 (im Rückblick auf die vorhergehenden Kapitel) schrieb: ἐγὼ Ἰησοῦς ἔπεμψα τὸν ἄγγελόν μου μαρτυρῆσαι ὑμῖν ταῦτα ἐπὶ ταῖς ἐκκλησίαις, hat nachträglich im Prooemium geschrieben: ἐσήμανεν ἀποστείλας διὰ τοῦ ἀγγέλου αὐτοῦ. – τῷ δούλῳ αὐτοῦ Ἰωάνῃ. Man beachte, wie hier wiederum δοῦλος Ehrenprädikat des Johannes ist.

1,2. ὃς ἐμαρτύρησεν (22,16.18.20, das Wort gehört dem johanneischen Schriftenkreis an) τὸν λόγον τοῦ θεοῦ καὶ τὴν μαρτυρίαν

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S182.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)