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halbverstandenes Bild für den Gedanken der Weltherrschaft verwendet, oder ob er selbst noch mitten im volkstümlichen Glauben steht, kann nicht entschieden werden.

2,18-29 Thyatira. 2,18. καὶ τῷ ἀγγέλῳ τῆς[1] ἐν Θυατείροις[2] (?) ἐκκλησίας γράψον. Thyatira liegt 19 Stunden von Pergamon an der Straße von dort nach Sardes (Dstd.), 10 Meilen nordöstlich von Smyrna, eine inhonora civitas, die zu dem Gerichtsbezirk von Pergamon gehörte. Die Stadt war später ein Hauptort der Montanisten Epiph. Haer. 51,33. τάδε λέγει ὁ υἱὸς τοῦ θεοῦ ὁ ἔχων τοὺς ὀφθαλμοὺς „αὐτοῦ“ (> A 36. 38. 161 g vg. s¹ [τον οφθαλμον] Pr. Epiph., jedoch im Text zu belassen, weil die Weglassung wahrscheinlicher als die Hinzufügung) ὡς φλὸξ (? mit ℵ 12 am. fu. Pr. [nach dem besten Codices] die übrigen φλόγα) πυρὸς, καὶ οἱ πόδες αὐτοῦ ὅμοιοι χαλκολιβάνῳ. Der Apok. faßt vielleicht ὡς φλόξ πυρός sc. ἐστιν als einen selbständigen Satz. Der Ausdruck „Sohn Gottes“ kommt nur hier in der Apk vor und ist vielleicht mit Bezug auf die Psalmstelle, die V. 27 zitiert wird, gewählt.

2,19. οἶδά σου τὰ ἔργα καὶ τὴν ἀγάπην καὶ τὴν πίστιν[3] καὶ τὴν διακονίαν καὶ τὴν ὑπομονήν [σου] (>ℵ 149. dem. g Pr. Or.i). Man wird hier πίστις mit Treue zu übersetzen haben. Bei διακονία ist wohl hauptsächlich an die Unterstützung der Armen gedacht, ὑπομονή bedeutet Geduld in Verfolgungen. — καὶ τὰ ἔργα σου τὰ ἔσχατα πλείονα τῶν πρώτων. II Petr 2,20: τὰ ἔσχατα χείρονα τῶν πρώτων. Es verhält sich hier also umgekehrt wie in Ephesus. τὰ ἔργα umfassen auch den gesamten sittlichen Zustand der Gemeinde. 2,20. ἀλλ’ ἔχω κατὰ σοῦ[4], ὅτι ἀφεῖς τῆν γυναῖκα[5] Ἰεζάβελ. Du läßt sie Einfluß gewinnen, oder: Du hinderst ihr Wirken nicht. Isabel ist jedenfalls symbolischer Name (anders Bengel, Wolf, die das Weib wirklich Isabel heißen lassen, Sp. der wenigstens die Benutzung eines geprägten Beinamens von Seiten des Apok. annimmt). Der Name ist gewählt in Beziehung auf die Königin Isabel (אֵיזֶבֵל) und deren Laster (Zauberei, Hurerei) I Kö 16,31; 18,4.13; 21,25ff.; II Kö 9,22.30. Der Name bedurfte keiner weiteren Erklärung (gegen Sp.). Bei der Erklärung haben wir jedenfalls davon auszugehen, daß nach allem,


  1. C > της; A τω αγγ. τω εν Θυατ. (> εκκλησ.); τω αγγ. τω εν εκκλ. τη εν Θυατ.; Pr. angelo ecclesiae, qui est Thyat.; Hippol. b. Epiph. H. 51. c 33 τω αγγελ. της εκκλ. τω εν θυατ.
  2. Die Pluralform des Namens bezeugen hier ℵACP An. s¹ a Hipp.; den Singular θυατειρη(α) Q Rel. g vg. c ae. Pr. – 2,24 liegt dasselbe Zeugenverhältnis vor, nur daß Q 14. 92 die ganz unmögliche Form θυατειραις (ηραις) haben. Dagegen haben 1,11 die Pluralform אP An. (εις θυατειρα; P εν θυατειροις; An.¹ εις θυατειρας) ; dagegen ACQ Rel. g vg. c ae. Pr. die Singularform (θυατειραν; AC θυατιραν; Q θυατηραν)
  3. Die Umstellung von πιστις und αγαπη in AC 48. 95. cle Epiph. (1.) ist dogmatische Korrektur.
  4. Es ist nicht mit ℵ An.¹ s¹ πολυ; An² a Pr. Cypr. Tic. πολλα; l. cle lips⁴⁶ ολιγα einzuschieben.
  5. CP An.¹⁵ g vg. c a ae Tert. Epiph.; + σου Q Rel. s¹² Cypr. Pr. Der Abschreiber sah also in dem ἄγγελος der Gemeinde den Bischof. Mit dem richtigen Verständnis von ἄγγελος (s. o.) ist diese Glosse also unverträglich.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S216.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)