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folgenden Ausführungen), als die Hauptsünde voran. δοῦλοι steht, wie es scheint, hier in dem allgemeinen Sinn von Christen überhaupt (nicht = Propheten), ein in der Apk seltener Sprachgebrauch. Die Isabel wird übrigens als eine Vertreterin derselben Richtung wie der der falschen Apostel, Bileamiten und Nicolaiten, geschildert.

2,21. καὶ ἔδωκα αὐτῇ χρόνον ἵνα μετανοήσῃ. Der Aor. ἔδωκα kann kaum so übersetzt werden, als stünde hier das Perf. (Dstd.), sondern es liegt hier die Andeutung vor, daß schon einmal eine ganz bestimmte Warnung an das Weib ergangen ist. Dabei bleibt das Wann und Wie ganz unbestimmt, man darf weder mit Ew. auf ein schon einmal erlassenes Schreiben raten, noch mit Sp. gar auf Jud und II Petr verweisen. Jedenfalls hat also die Prophetin schon eine längere Wirksamkeit ausgeübt. καὶ οὐ θέλει μετανοῆσαι ἐκ τῆς πορνείας αὐτῆς. — μετανοεῖν ist in der Apk immer mit ἐκ konstruiert 2,22; 9,20f.; 16,11 (Akt 8,22 steht ἀπό s. o. Abschnitt VII S. 167).

2,22. ἰδοὺ βάλλω[1] αὐτὴν εἰς κλίνην (die Strafe nach Maßgabe der Versündigung: das Siechbett anstatt des Wollustlagers) καὶ τοὺς μοιχεύοντας μετ’ αὐτῆς εἰς θλίψιν μεγάλην. Bei dem Ausdruck: die mit ihr ehebrechen, ist kaum an das alttestamentliche Bild des Ehebruchs für den Abfall von Gott gedacht, so daß etwa das μοιχεύειν dasselbe bedeutete wie πορνεύειν (dann ebenfalls in allgemeinem Sinn zu verstehen) und φαγεῖν εἰδωλόθυτα (so Dstd.), sondern bei dem μοιχεύειν ist speziell an Unzucht gedacht, welche dieses Weib getrieben hat. Dabei ist auf den Wechsel der Ausdrücke πορνεύειν-μοιχεύειν nicht allzuviel zu geben, obwohl es ja möglich bleibt, daß wir die Prophetin als verheiratete Frau zu denken haben. Wahrscheinlich ist es, daß das unzüchtige Treiben sich mit den Götzenopfermahlzeiten verbunden hat, aber gesagt ist es nicht. Die μοιχεύοντας sind also die Buhlen des Weibes. Jede geistige und uneigentliche Deutung der Stelle scheitert daran, daß neben den Buhlen des Weibes ausdrücklich ihre Kinder genannt werden (Sp.). ἐὰν μὴ μετανήοσωσιν[2] ἐκ τῶν ἔργων αὐτῆς[3]. „Von ihren Werken“ d. h. von den Werken, welche jene sie gelehrt hat. Diese verhältnismäßig milde Strafandrohung ist übrigens ein neuer Grund, weshalb man nicht versuchen darf, die Buhlen mit den Kindern des Weibes zu identifizieren und in beiden ganz allgemein Anhänger jener zu sehen.

2,23. καὶ (> A c) τὰ τέκνα αὐτῆς ἀποκτενῶ ἐν θανάτῳ. Die eignen Kinder des Weibes sind gemeint, das Weib soll an seinen Kindern gestraft werden, daher die harte Drohung. Man könnte übrigens vielleicht annehmen, daß die ehelichen Kinder des Weibes gemeint seien und nicht solche, die mit den Buhlen erzeugt sind. Vielleicht liegt hier zugleich eine Anspielung auf das Geschick der Söhne Ahabs vor (II Kö 10,7). Was den gedrohten Tod betrifft, so ist möglich, daß hier an Pest zu denken ist (θάνατος


  1. βαλω (ℵ)PQ 38 sa. vg.cod. Tert. Verbesserung des in der Apk sehr beliebten Präsens (Studien 23).
  2. μετανοησουσιν lesen nur ℵA, der Ind. nach εαν läßt sich in der Apk nicht nachweisen (s. Abschnitt VII S. 171).
  3. αυτων in A An¹² a ae. c s vg.cod ist Korrektur.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S219.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)