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bewahrt hat, das in der Fassung des Mt und Lk doch immer wieder wegen der stark nationalen Färbung der Hoffnungsidee einen ganz singulären Eindruck macht. — Auch hier darf man die stark realistische Zukunftserwartung nicht (wie z. B. noch Dstd.) spiritualisieren. Der Apokalyptiker stellt sich die Königsherrschaft des Herrn ganz real vor, seine speziellen Anhänger denkt er geschart um die Stufen seines Thrones, dem Könige am nächsten stehend. Ob er bei diesem Bild an das tausendjährige Reich gedacht hat, läßt sich schwer sagen, namentlich nicht, ehe das kritische Urteil über die Zusammengehörigkeit unserer Kapitel mit dem ganzen der Apk feststeht. — ὡς κἀγὼ ἐνίκησα καὶ ἐκάϑισα μετὰ τοῦ πατρός μου ἐν τῷ ϑρόνῳ αὐτοῦ. Jesus verheißt also die Herrlichkeit, die er mit seinem Vater teilt, auch seinen Gläubigen vgl. 5,6; 22,1.


Exkurs zu Kap. 1-3

1) Die Integrität dieser Kapitel. Über die Verse 1,1-3 ist schon oben gehandelt, ebenso über 1,7f. Die Bedenken, die sich gegen 1,20 erhoben, sind auf ihr richtiges Maß zurückgeführt. Es ist in der Tat kein Grund abzusehen, weshalb nicht der Apokalyptiker selbst diese (falschen) Deutungen einem von ihm übernommenen Bilde hinzugefügt haben sollte. Vischer hat innerhalb der Kap. 1-3 nicht geschieden. Er weist dieselben in Bausch und Bogen dem Redaktor zu. Die übrigen Kritiker, welche wie Vischer die Briefe dem letzten Redaktor der Apk zuschreiben (X, Völter, Weyland, Erbes), suchen doch irgendwie aus Kap. 1-3 einen Anfang für Kap. 4ff. herauszuschlagen. X. gewinnt diesen aus 1,1-20 unter Streichung von 1,4-9 und unter Entfernung aller christlicher Bestandteile aus 1,10-20 (V. 10 ἐν τῇ κυριακῇ ἡμέρᾳ, V. 11 καὶ πέμψον — Λαοδίκειαν, V. 12f. ἑπτὰ λυχνίας χρυσᾶς καὶ ἐν μέσῳ τῶν λυχνιῶν, V. 14 ἡ δὲ κεϕαλὴ – χιών, V. 16 καὶ ἔχων – ἐκπορευομένη, V. 17 ἐγώ εἰμι — V. 18 τοῦ ᾅδου, V. 19 καὶ ἅ εἰσὶν und μετὰ ταῦτα). Vlt. fand in 1,4-6 die Einleitung zu 4,1. Weyland beginnt seine Quelle ℵ mit 1,10, streicht V. 11 als Doublette zu V. 19; nach ihm hat der Red. eine Angelophanie in eine Christophanie verwandelt, wie er die Attribute des Menschensohnes auf die sieben Gemeinden deutet. Daher streicht er auch V. 17b. 18. 20. Diese Versuche stehen und fallen mit der Annahme, daß die Sendschreiben dem letzten kompilierenden Redaktor angehören.

Ernsthaftere Bedenken hat Sp. gegen sämtliche Briefschlüsse in Kap. 2 und 3 erhoben. Die Gründe Sp.s sind etwa folgende: 1) Diese Schlüsse sind alle vollkommen analog gestaltet, in allen finden sich dieselben Wendungen: Wer Ohren hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt, und daneben eine Verheißung an die Sieger und zwar so, daß die Ermahnung in den ersten drei Schreiben voransteht und in den letzten vier folgt. 2) Die Verheißungen in den Briefen haben gewöhnlich gar keine Beziehung zu dem speziellen Inhalt


Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen 1906, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S234.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)