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sei. 2) daß mit 7,1ff. eine unerwartete, ganz neue Episode einsetze. Nun aber ist mit der richtigen Erklärung von 6,12ff. Sp. erster Grund hinfällig geworden. In 6,12ff. ist nicht das Weltende gezeichnet, sondern ein starkes Erdbeben als Vorzeichen desselben. Gerade nach 6,12ff. erwartet man noch mindestens die Schilderung des eigentlichen Endes, die man in Sp.s rekonstruierter Quelle U einfach vermißt. — Der zweite Grund Sp.s würde, wenn er sich als stichhaltig erwiese, doch noch nicht beweisen, daß mit Kap. 6 eine Quelle aufhörte, sondern nur, daß in 7,1ff. ein störendes Element in den Zusammenhang des Ganzen sich eindrängt. Sp.s Annahme einer U-Quelle scheint also danach nicht begründet zu sein. An Sp. hat sich auch nur Schmidt bis jetzt angeschlossen, während J. Weiß, der sich, was die Grundidee betrifft, in den Bahnen Spittas hält, dies Werk der christlichen Apk mit Kap. 6 noch lange nicht zu Ende sein läßt. Die Gründe, die Sp. veranlaßten, bei Kap. 6 den starken Einschnitt zu machen, sind also auch für J. Weiß nicht maßgebend.

Wie aber die Kapitel 4-6 nach vorwärts mit den folgenden Kapiteln zusammenhängen, so ist auch nach rückwärts ihr Zusammenhang mit Kap 1-3 nicht (mit Vischer, Vlt., Weyl., Pfleid. I, Schmidt) zu zerreißen. Die Schwierigkeiten, die in den Versen 4,1.2 Vorliegen, sind zu überwinden (vgl. den Kommentar zu dieser Stelle, auch zu 1,20, und was oben über den Charakter von 1-3 gesagt ist).

Namentlich ist zu betonen, daß Kap. 4-6 genau so christlichen Ursprungs sind wie Kap. 1-3. Der christliche Charakter haftet wenigstens an Kap. 5 untilgbar. Es ist ein unbestreitbares Verdienst von Sp., daß er Vischer gegenüber diese These siegreich verfochten hat. Die Streichung von 5,9-14 (Erbes 5,11-14) und die Beseitigung von ἀρνίον in V. 6 (Vischer), oder gar die Streichung von 5,6-14 (Weyl.) ist nichts anders als einfache kritische Willkür, mit der man schließlich jede neutestamentliche Schrift in eine jüdische umprägen könnte.

2. Was die Sprache dieses Stückes anbetrifft, so finden sich häufig in diesen Kapiteln die charakteristischen Wendungen, welche auch sonst in der ganzen Apk zerstreut sind: καθήμενος ἐπὶ τὸν θρόνον etc. achtmal (sonst sechsmal vgl. auch die vielen übrigen Verbindungen mit καθήμενος und die Innehaltung der o. S. 165f. besprochenen merkwürdigen Regel); ἀστραπαὶ φωναὶ βρονταί 4,5; (8,5; 11,19; 16,18 tritt noch σεισμός hinzu); der manirierte Gebrauch von ὡς 4,6; 5,6; 5,11; 6,1; 6,6 (sehr oft in der Apk); 4,8 κύριος ὁ θεὸς ὁ παντοκράτωρ etc.; 5,9 ἐκ πάσης φυλῆς etc.; 6,8 ἐξουσία; 6,9 διὰ τὸν λόγον θεοῦ καὶ διὰ τὴν μαρτυρίαν; 6,10 ἅγιος καὶ ἀληθινός; οἱ κατοικοῦντες ἐπὶ τῆς γῆς vgl. die Aufzählung 6,15[1]. Daß sich die sonstigen Spracheigentümlichkeiten der Apk auch in diesen Kapiteln belegen lassen, bedarf kaum einer Erwähnung. An besondern Spracheigentümlichkeiten sind


  1. Spezielle Verwandtschaft mit Kap. 1-3: βασιλαίαν καὶ ἱρεῖς 1,6; 5,10; θάνατος καὶ ᾅδης 1,18; 6,8; (20,13f.); ὁ ἔχων τοὺς ὀφθαλμούς 2,18; ὁ ἔχων τὸ πρόσωπον 4,7; der Gebrauch von ἕκαστος 2,23; 5,8; 6,11; ἅγιος in Beziehung auf Gott und Christus 3,7; 4,8; 6,10.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S277.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)