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etwa noch folgende zu bemerken: λαμπάς 4,5; 8,10, sonst λυχνία, 5,1 κατασφραγίζειν sonst σφραγίζειν, 5,2 κηρύσσειν (sonst κράζειν). In der Wortstellung finden sich dieselben Eigentümlichkeiten, wie in den andern Partien des Buches. Das Verbum steht gewöhnlich den andern Satzgliedern mit Ausnahme der Subjekte voran, sehr oft beginnt es auch den Satz. Ausnahmen sind sehr selten und dann gewöhnlich begründet: 4,8 ἀνάπαυσιν οὐκ ἔχουσιν, 6,4 καὶ ἵνα ἀλλήλους σφάξουσιν, 6,6 καὶ τὸν ἔλαιον καὶ τὸν οἶνον μὴ ἀδικήσῃς (ferner 4,5 καὶ ἐκ τοῦ θρόνου ἐκπορεύονται, 6,13 ὑπὸ ἀνέμου μεγάλου σειομένη). Aber 6,4 τῷ καθημένῳ ἐδόθη — αὐτῷ. Das Attribut wird seinem Substantiv immer nachgestellt, eine Ausnahme bilden auch hier nur die Zahlwörter. Eine Trennung des Artikels vom folgenden Substantiv kommt nicht vor.

3. In der Christologie von Kap. 4-6 zeigen sich die überraschendsten Berührungen mit den ersten drei Kapiteln. Christus steht hier wie dort im Mittelpunkt der apokalyptischen Handlung, dort ist er der Menschensohn, welcher inmitten seiner Gemeinde richtet, hier das Lamm, das die Siegel des Buches allein lösen kann. Wie Christus in seinen Attributen und seiner Machtbefugnis neben Gott tritt 1,13f.; 1,17 (vgl. die Doxologie 1,6), so steht das Lamm auch hier inmitten des Thrones und erhält denselben Lobpreis, wie Gott ihn erhält 5,9ff.; 5,13; erscheint neben ihm als Weltrichter. Hier wie dort steht Christus in Beziehung zu den sieben Geistern und ist der Herr derselben 1,4-6; 3,1; 5,6. Nur wird in diesen Kapiteln Christus als das Lamm, das geschlachtet ist, und das durch seinen Tod die Erlösten erkauft hat, gedacht (5,9). Aber der parallele Gedanke findet sich auch schon 1,5. Und wie in Kap. 1-3 neben einer bereits sehr weitgehenden Christologie sich Spuren einer älteren Anschauung finden, so ist hier das Lamm, das geschlachtet wurde, zugleich der Löwe aus Judas Stamm, der Sproß Davids, und es ist von dem Zorn des Lammes im Weltgericht die Rede.

4. Literarische Berührungen. Vgl. Völter III 458ff. Durchsetzt sind diese Kapitel von Anklängen an das alte Testament, so daß sich oft Wort für Wort und Satz für Satz die Parallelen nachweisen lassen. Aber der Apokalyptiker handhabt das alte Testament in einer sehr freien und originellen Weise. Spuren einer selbständigen Übersetzung des hebräischen Textes finden sich kaum. Bemerkenswert ist, daß 6,16; (Hos 10,8) statt des charakteristischen Wortes der LXX βουνοί : πέτραι steht. Aber auch gemeinsame Fehler mit der LXX lassen sich nicht nachweisen. Von Berührungen mit dem Buch Henoch läßt sich außer der Parallele 6,9; Hen 47 nur die Charakterisierung der Cherubim ἀνάπαυσιν οὐκ ἔχουσιν (vgl. Hen 39,12ff.; 40; 71,7) anführen. Alle übrigen bei Vlt. aufgezählten Anklänge beweisen nichts. Die Parallele zwischen 6,9-11 und IV Esra 4,35-36 ist schon besprochen. (Vlt. 461 plaidiert für die Priorität der Apk).

Auf die Berührungen zur eschatologischen Herrenrede ist bereits hingewiesen 6,1-8 vgl. Mk 13,7-8; Mt 24,7; Lk 21,10ff.; 6,12ff. vgl. Mk 13,24f.; Mt 24,29f.; Lk 21,25f. Dagegen ist das fünfte Siegel nicht in Parallele mit der Weissagung des Jüngerschicksales zu setzen. Es handelt sich die beiden

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S278.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)