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14,18 (Feuerengel), 16,5 (Wasserengel); Bousset, Religion des Judentums 317. — Zur Vorstellung von verderblichen Windgeistern vgl. Sach 6,5; Jer 49,36, und namentlich Dan 7,2. Von Plagen, welche durch Winde geschehen, spricht Hen 34,3; 76,4; vgl. Hen 18,2f.; 36,1; 60,12; 69,22 (Geister des Wassers, der Winde und aller Lüfte). Die Engel stehen an den vier Ecken (Enden) der Welt (über ἐπί mit dem Akkus. s. o. S. 166), d. h. an den Orten, von denen aus die Winde über die Erde wehen. κρατοῦντας τοὺς τέσσαρας ἀνέμους τῆς γῆς, ἵνα μὴ πνέῃ ἄνεμος ἐπὶ τῆς γῆς μήτε ἐπὶ τῆς θαλάσσης μήτε ἐπὶ [τι (πᾶν)][1] δένδρον. Über den Wechsel von Gen. und Akk. nach ἐπί s. o. S. 166. Offenbar liegt die Vorstellung zugrunde, daß diese (als bekannt vorausgesetzten) vier verderblichen Winde zu einer bestimmten Zeit und zwar am Ende der Welt losgelassen werden sollen. Bis dahin werden sie von ihren Engeln gehalten. Nun erfährt man aus der Apk selbst nichts weiter von dieser Erwartung. Die Lösung der Winde erfolgt nicht, 9,14f. liegt zwar eine verwandte, aber nicht dieselbe Vorstellung vor. Wir werden also vermuten, daß der Apok. hier eine ältere Tradition bruchstückweise weiter gegeben hat. Diese Vorstellung von den vier Winden (nicht also Winden überhaupt, sondern bestimmten apokalyptischen Winden), welche am Ende der Tage zur Reinigung der ganzen Erde losgelassen werden, findet sich nun in der Tat noch in späteren Apokalypsen. Ich setze einige Beispiele hierher. In der unechten Johannesapok. 25,2 heißt es: τότε ἀποβουλώσω τὰ τέσσαρα μέρη τῆς ἀβύσσου (vgl. Dan 7,1), καὶ ἐξέλθωσιν τέσσαρες ἄνεμοι μεγάλοι καὶ ἐκλείψωσιν ἅπαν τὸ πρόσωπον τῆς γῆς, καὶ λεικανθήσεται πᾶσα ἡ γῆ ὥσπερ χιὼν καὶ γενήσεται ὥσπερ χαρτίον. In der syrischen Petrusapk (ZwTh 1893 I 454ff.): „Darauf werde ich den vier Winden gebieten, und sie werden losgelassen einer in der Richtung des andern. Und wenn der Seewind losgelassen wird, so steigt Schwefel vor ihm auf, und wenn der Südwind losgelassen wird, so steigt loderndes Feuer vor ihm auf, und wenn der Westwind losgelassen wird, so werden die Berge und die Felsen gespalten“. Ebenso heißt es schon Sib. VIII 204f.: πολλῇ δέ τε λαίλαπι θύων γαῖαν ἐρημώσει· νεκρῶν δ’ἐπανάστασις ἔσται (noch andre Stellen vgl. in meinem Antichrist S. 165f.). Es ist möglich, daß sich in dieser späteren Literatur eine apokalyptische Tradition erhalten hat, die nicht aus unsrer Apk stammt, vielmehr dieser schon vorlag, die mindestens bis Dan 7,1, ja Vielleicht noch weiter zurückgeht.

7,2. καὶ εἶδον ἄλλον ἄγγελον ἀναβαίνοντα ἀπὸ ἀνατολῆς[2] ἡλίου. Unter dem Engel ist einfach ein Engel zu verstehen, nicht Christus. Nach Ew. steigt der Engel von Osten auf, weil dort der Thron Gottes gedacht wird, nach Ebr., Hgstb., Vlkm., Dstd., weil von Osten die lebenbringende


  1. παν δενδρον ℵ P An.¹²³ s¹; τι δενδρον CQ Rel. g vg. Pr.; δενδρου A (δενδρα c s² a ae.). Nach Apk 9,4; 21,27 wäre man allerdings geneigt (mit Tisch. gegen Weiß), παν für das Ursprüngliche zu halten, dem Sprachgebrauch der Apk entsprechend. Doch ist παν recht schlecht bezeugt. Zu überlegen wäre, ob nicht mit A nur επι δενδρον (δενδρου) zu lesen ist.
  2. ανατολων A, es ist doch fraglich, ob man mit B. Weiß ανατολων in den Text zu setzen hat, da C auf der andern Seite steht. Vgl. dieselbe Variante 16,12; (21,13).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S280.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)