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(vgl 88,3; 90,21.24, ferner 18,16; 21). Wie der Apok. sich die Verwandlung gedacht hat und wann er dieselbe eintreten läßt, kann kaum gefragt, jedenfalls nicht beantwortet werden. — Nicht ganz deutlich ist es, ob der Stern vom Himmel gesandt, oder ob er herabgeworfen wird. Das erstere ist wahrscheinlich, da er doch im folgenden im Auftrag Gottes handelt. καὶ ἐδόθη αὐτῷ ἡ κλεὶς τοῦ φρέατος τῆς ἀβύσσου. ἄβυσσος (LXX) ist = תְּהוֹם, ursprünglich einfach die Tiefen der Erde Gen 1,2; 7,11; dann der Aufenthalt der Abgeschiedenen Ps LXX 70,21 (ἐκ τῶν ἀβύσσων τῆς γῆς πάλιν ἀνήγαγές με); Ps 107,26; Röm 10,7; endlich wie hier (11,17; 17,8) die Wohnstätte höllischer Geister. Auch Hen 10,4.12 werden die abgefallenen Engel vorläufig in finstern Löchern unter der Erde gefesselt (vgl. Gebet Manasse V. 13 μηδὲ καταδικάσῃς με ἐν τοῖς κατωτάτοις τῆς γῆς). Der Sitz des Satans wird freilich in einem gewissen Widerspruch mit dieser Vorstellung 12,8f. noch im Himmel gedacht. Zur Vorstellung von dem Wächter der Abyssus vgl. II Hen 42,1: „Ich sah jene, welche die Schlüssel bewahren und die Torwächter der Hölle sind, stehend wie große Schlangen und ihre Gesichter waren wie qualmende Lampen und ihre Augen schrecklich und ihre Zähne sehr scharf“. Die Vorstellung von der verschlossenen (versiegelten) unter der Erde befindlichen Abyssos, welche mit dieser durch einen Schacht (Brunnen φρέαρ) in Verbindung stehend gedacht wird, ist sehr interessant. Es liegt hier ein Stück jüdischer Volksvorstellung vor. Vgl. Gebet Manasse 3: ὁ πεδήσας τὴν θάλασσαν τῷ λόγῳ τοῦ προστάγματός σου, ὁ κλείσας τὴν ἄβυσσον καὶ σφραγισάμενος αὐτὴν τῷ φοβερῷ καὶ ἐνδόξῳ ὀνόματί σου (die Versiegelung erfolgt „durch“ den zauberkräftigen Namen Gottes). Nach der oben zu 2,17 angeführten Talmudparallele dachte man sich später die Öffnung zur Abyssus unter dem Grundstein des Tempels. Auch dort wird das Hervorströmen des Abyssos verhindert durch den Stein mit dem wirkungskräftigen Gottesnamen. Über die vermutlichen weiteren Zusammenhänge von der Vorstellung vgl. Gunkel, Schöpfung und Chaos 91-98, und die Ausführungen zu 20,4; zum „Brunnen“, der in die Abyssos führt vgl. das Märchen von der Frau Holle.


9,2. καὶ ἤνοιξεν τὸ φρέαρ τῆς ἀβύσσου[1]. καὶ ἀνέβη καπνὸς ἐκ τοῦ φρέατος ὡς καπνὸς καμίνου μεγάλης[2]. Ex 19,18: ἀνέβαινεν ὁ καπνὸς ὡσεὶ καπνὸς καμίνου. Gen 19,28: καὶ ἐσκοτίσθη[3] ὁ ἥλιος καὶ ὁ ἀὴρ ἐκ τοῦ καπνοῦ τοῦ φρέατος[4]. Joel 2,10: πρὸ προσώπου ... ὁ ἥλιος καὶ ἡ σελήνη συσκοτάσουσιν. Es handelt sich nicht um eine Sonnenfinsternis, sondern die Verfinsterung der Sonne geschieht durch den die Luft erfüllenden Rauch. Der Rauch steigt von dem Höllenfeuer aus, das sich in der nunmehr geöffneten Abyssos befindet.

9,3. καὶ ἐκ τοῦ καπνοῦ ἐξῆλθον ἀκρίδες εἰς τὴν γῆν. Es liegt hier weder die Vorstellung vor, daß der Rauch sich in einen Heuschreckenschwarm verwandelt, noch ist er einfach mit dem Heuschreckenschwarm zu identifizieren;


  1. και - αβυσσου AP An.¹²³⁵ f g cle. fu. lipss. dem. s² Tic. Pr.; > ℵ Q Rel. am. harl. tol. c s¹ ae. a. Ausfall per Homoiotel.
  2. AP An.¹² al. f vg. c a ae. Tic. Pr.; καιομενης Q Rel. s²; (s¹ g Min. μεγ. καιομ.).
  3. εσκοτωθη A.
  4. εκ - φρεατος >ℵ f Pr.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S298.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)