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Überlieferung, derzufolge die vier Engel gefesselt[1] am Euphrat erscheinen, wird nun ihre geschichtliche Veranlassung gehabt haben, und diese können wir wohl nirgends anders finden, als in dem Auftreten der Parther. In den Zeiten, in denen man fortwährend in der Erwartung des Heranbrausens der verderblichen Partherheere von Osten lebte, lag es nahe, jene vier verderblichen Engel, die einst über die Erde dahinfahren sollten, als Führer der Parther zu denken; so bekommen diese ihren Standort am Euphrat. Diese Kombination hat übrigens ebenfalls bereits unserm Apok. vorgelegen. Sie ist bereits in den Bilderreden des Henochbuchs vorhanden. Kap. 56,5: „In jenen Tagen werden „die“ Engel sich versammeln und ihre Häupter gegen Osten richten nach den Parthern und Medern hin, um eine Bewegung unter den Königen (dort) anzurichten, daß ein Geist der Aufregung über sie kommt“ (folgt die Beschreibung des Einfalls der Parther in das heilige Land). Hier haben wir eine direkte Parallele zu unsrer Stelle und es wird eine gemeinsame Quelle sein, aus der Henoch und Apk schöpfen. Über die hier demgemäß anzunehmende Beziehung der Weissagung auf die Partherheere wird dann weiter unten gehandelt werden.


9,16. καὶ ὁ ἀριθμὸς τῶν στρατευμάτων [τοῦ ἱππικοῦ[2]] [δισ-]μυριάδες[3] μυριάδων· ἤκουσα τὸν ἀριθμὸν αὐτῶν. Hier wie in 7,4 zeigt sich die reflektierende Art des apokalyptischen Schriftstellers, der jedesmal genau bemerkt, wie er die Kenntnis dieser großen Zahlen erhalten hat. Die Zahl des „Reiterheeres“ ist übrigens ungeheuer (200 resp. 100 Millionen).


9,17. καὶ οὕτως[4] εἶδον τοὺς ἵππους ἐν τῇ ὁράσει καὶ τοὺς καθημένους ἐπ’ αὐτῶν· ἔχοντας θώρακας πυρίνους καὶ ὑακινθίνους καὶ θειώδεις. Daß der Seher selbst von seinem Gesicht, ὅρασις, spricht, kommt nur hier in der Apk vor; bei Daniel häufig (vgl. 8,1; 9,21 u. ö.). Fraglich ist es, ob diese Schilderung nur auf die Reiter oder auf Roß und Reiter zu beziehen ist. Das erstere erscheint als das wahrscheinlichere. Die Reiter hatten feuerfarbige und hyacinthenfarbige und schwefelgelbe Panzer. Da im folgenden (s. u.) πῦρ dem πύρινος, θεῖον dem θειώδης entspricht, so gibt καπνός die Vorstellung, die sich der Apok. von der Hyacinthenfarbe[5] (= Farbe des Rauches) machte. Es ist ferner fraglich, ob alle Panzer diese verschiedenen Farben haben, oder ob die einen so und die andern anders gefärbt waren. Merkwürdig ist nun immerhin, daß der Apok. von nun an nur noch die Rosse und nicht die Reiter schildert. Die Partherheere erscheinen dem Seher als wilde Rossescharen, der Reiter als zu seinem Roß gehörig. καὶ αἱ κεφαλαὶ τῶν ἵππων ὡς κεφαλαὶ λεόντων καὶ


  1. Dieser Zug mag älter sein, er paßt vorzüglich zu den vier Windengeln.
  2. APQ An.¹²(⁵) 14. 92. Rel. του ιππου (wohl nur Schreibfehler), g exercitus equitatus, vg. equestris exercitus, Pr. militantium equitum. Sehr bemerkenswert ist es, daß sa. und Tic. (vgl. Haußleiter) ιππικου (ιππου) ganz fortlassen. Dstd. hält ἱππικοῦ für eine Verbesserung des ungebräuchlichen τοῦ ἵππου (statt τῆς ἵππου).
  3. AP An.¹ 11. 31 Tic. vg. Cypr.; δυο μυριαδες ℵ An.²; μυδιαδες Q Rel. g? a; Pr. octoginta milia; μυριαδας ℵ ; μυριας [μυριαδος] sa.
  4. > 38. a Tic. Pr. ( > ουτως - ορασει).
  5. Pr. liest hier spineas: ακανθινους; vgl. Nestle, Einführung in d. N. T.² 264.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S304.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)