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man nicht deuten, und nur der eine konkrete Zug ἐπὶ τῷ ποταμῷ ... Εὐφράτῃ erlaubt eine historische Deutung.


9,20. καὶ οἱ λοιποὶ τῶν ἀνθρώπων, οἳ οὐκ ἀπεκτάνθησαν ἐν ταῖς πληγαῖς ταύταις, οὐδὲ (οὔτε)[1] μετενόησαν ἐκ τῶν ἔργων τῶν χειρῶν αὐτῶν (d. h. nicht von ihrem sittlichen Wandel, sondern von den durch ihre Hände gemachten Götzen). Trotz der grammatischen Schwierigkeit muß natürlich mit οὐδέ der Hauptsatz begonnen werden: Die übrigen Menschen, welche ..., kehrten auch nicht um von ihrer „Hände Werk“. ἵνα μὴ προσκυνήσουσιν[2] (ἵνα steht mit dem Indik., weil es gänzlich alle Finalbedeutung abgestreift hat und fast mit ὥστε oder dem Inf. Vertauscht werden kann) τὰ δαιμόνια καὶ τὰ εἴδωλα τὰ χρυσᾶ καὶ τὰ ἀργυρᾶ καὶ τὰ χαλκᾶ[3] καὶ τὰ λίθινα καὶ τὰ ξύλινα, ἃ οὔτε βλέπειν (s.o.S. 169) δύνανται[4] οὔτε ἀκούειν οὔτε περιπατεῖν. Vgl. Dan 5,4 (Theod.): τοὺς θεοὺς τοὺς χρυσοῦς καὶ ἀργυροῦς καὶ χαλκοῦς καὶ σιδηροῦς καὶ ξυλίνους καὶ λιθίνους. 5,23 (Theod.) ebenso; fügt noch hinzu: οἳ οὐ βλέπουσιν καὶ οἳ οὐκ ἀκούουσιν καὶ οὐ γινώσκουσιν. Hier wie 1,7 und 1,13 scheint der Apok. von einer der des Theod. ähnlichen Übersetzung abhängig zu sein. LXX hat einen ganz andern Text. Dt 4,28; Mich 5,12; Ps 115,4-7; 135,15-17. Hen 99,7: „Bilder von Gold und Silber und Holz und Ton — unreine Geister und Dämonen.“ Sib. V 80ff. Der Unterschied, der oben zwischen den Dämonen (den Göttern der Heiden selbst nach jüdischer Anschauung Ps 106,37; I Kor 10,20) und leblosen Götzenbildern gemacht wird, ist bemerkenswert; s. darüber Bousset, Rel. d. Judentums 172f.

9,21. καὶ οὐ μετενόησαν (16,11.21) ἐκ τῶν φόνων αὐτῶν οὔτε (s.o.S. 172) ἐκ τῶν φαρμακιῶν[5] αὐτῶν οὔτε ἐκ τῆς πορνείας αὐτῶν οὔτε ἐκ τῶν κλεμμάτων αὐτῶν. Ez 43,9: καὶ νῦν ἀπωσάσθωσαν τὴν πορνείαν αὐτῶν καὶ τοὺς φόνους τῶν ἡγουμένων αὐτῶν; zu φαρμακεία vgl. Jes 47,9.12 und Mal 3,5. Das καὶ οὐ μετενόησαν schließt sich an das μετενόησαν V. 20 an. Das fünfte bis siebente Gebot liegt dieser Aufzählung (Vgl. Mt 5,21.27; 15,19; 19,18) in der Zuordnung des hebräischen Textes im Unterschied von der wahrscheinlich in der LXX ursprünglichen, nach welcher das sechste vor dem fünften Gebot steht (so Mk 7,21f.(?); 10,19; Lk 18,20; Rö 13,9), zugrunde. φαρμακεία ist ursprünglich Zauberei. Aber es ist immerhin seltsam, daß die Zauberei — eine Sünde gegen Gott — hier mitten unter Mord, Hurerei und Diebstahl steht. Ebr. versteht daher unter φαρμακεία verführende Bezauberung, so daß dann ein Korrelatbegriff zu πορνεία herauskäme (sa. liest übrigens μοιχειῶν). Diese Auslegung hat sehr viel für sich, besonders wenn man nur 18,23 mit 17,2 und 18,3 vergleicht (Sp. 341). Ew. übersetzt direkt mit Liebeszauber. Man könnte übrigens auch noch (hinter ἐκ τῶν φόνων) an Giftmischerei denken.


  1. ουδε ℵQ 14. 38. 92; ουτε AP An.¹; neque g vg. s¹² c Pr. Cypr.; ου C Rel. ist sicher Korrektur.
  2. AC, die übrigen ωσιν.
  3. > και τα χαλκα Min. 30.
  4. δυνανται ℵACPQ An.²⁴(⁵); δυναται Q² Rel.
  5. APQ (An.) φαρμακιων; φαρμακων ℵ (falsche Angabe bei Tisch.) C Rel.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S306.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)