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10,10.

καὶ ἔλαβον τὸ βιβλαρίδιον (s. zu V.2) ἐκ τῆς χειρὸς τοῦ ἀγγέλου καὶ κατέφαγον αὐτὸ, καὶ ἦν ἐν τῷ στόματί μου ὡς μέλι γλυκύ[1]· καὶ ὅτε ἔφαγον αὐτὸ, ἐπικράνθη[2] ἡ κοιλία μου. Man beachte den breiten Stil des Apokalyptikers. Die Reihenfolge der Wirkungen wird hier anders als oben angegeben. Dort handelte es sich um die Hervorhebung des wichtigeren Begriffs, während hier die beim Essen naturgemäße Reihenfolge vorliegt. 10,11.

καὶ λέγουσίν μοι. Schwierigkeiten bereitet der Plural des Verbums. Der Apok. denkt an irgendwelche himmlische Stimmen (man sagt mir)[3], wobei allerdings rätselhaft bleibt, weshalb der Apok. nicht die Stimme von V. 8 wiederum reden läßt. Aber weshalb die Sache dadurch besser wird, daß man das λέγουσιν dem Redaktor zuweist (Sp.) ist nicht recht einzusehen. δεῖ (der Seher muß weissagen, eine innere Notwendigkeit treibt ihn) σε πάλιν προφητεῦσαι ἐπὶ (s. o. S. 166) λαοῖς καὶ ἐπὶ ἔθνεσιν καὶ γλώσσαις καὶ βασιλεῦσιν πολλοῖς. Durch die oben vorliegende Symbolik soll also keineswegs dargestellt werden, daß die Weissagung von der Endvollendung vorläufig noch geheim bleiben soll (B. Weiß). Vielmehr spricht dieser Satz es deutlich aus, daß die nun folgenden Weissagungen als Inhalt des verschlungenen Buches gedacht werden. Mit dem „πάλιν“ προφητεῦσαι schaut der Apok. dann auf die Fülle von Weissagungen zurück, die er bereits vorgelegt hat. Dann umfaßt die Charakterisierung des Inhaltes der neuen Weissagung den ganzen (von Kap. 12 an) folgenden Inhalt der Apk. Namentlich deutlich wird das, wenn der Apok. in der ihm so geläufigen Wendung (s. zu 5,9) die φυλαί hier durch die βασιλεῖς ersetzt. Denn hier wird offenbar von ihm auf die Kapitel 13. 17. 18 Rücksicht genommen. So tritt zu dem Buch in Kap. 5 ein zweites hinzu und beide zusammen umfassen den Inhalt der ganzen Offenbarung.


Exkurs. In der Beurteilung dieses merkwürdigen Kapitels gehen die Forscher weit auseinander. Eine neue Quelle (ב) läßt hier Weyland beginnen. Er muß aber, um die Rückbeziehungen auf das Vorhergehende zu beseitigen, eine Reihe von Operationen vornehmen. So streicht er das ἄλλος in 10,1, das πάλιν in V. 11, die Erwähnung der siebenten Trompete und der Knechte Gottes V. 7. Auch J. Weiß ist der Meinung, daß bereits in Kap. 10 vom Herausgeber der Apok. eine literarisch fixierte Quelle verarbeitet ist. Er findet in V. 7a (s. o.) eine deutliche Spur der Bearbeitung (Verkoppelung der Quelle mit der Sieben-Posaunenvision) und in dem Symbol des Buches, wie in dem Ausdruck „πάλιν“ προφητεῦσαι (V. 11) das Zugeständnis, das der Seher eine bereits vorliegende Quelle übernimmt, in der die Weissagung schon „einmal“ gestanden habe. Über V. 7a ist bereits oben das Nötige gesagt. Die hier gegebene Deutung von V. 11 scheint mir nicht gesichert zu sein (s. o. die Erklärung der Stelle). Ungemein künstlich ist Spittas Kritik. Sp. findet in dem Kapitel 1) den Anfang seiner


  1. γλυκυ ως μελι AQ 36 c.
  2. εγεμισθη ℵ g Pr. (s. Ezechiel).
  3. B. Weiß erklärt: die Stimme vom Himmel her und der Engel.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S313.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)