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καὶ γλωσσῶν καὶ ἐθνῶν (s. o. S. 176) τὸ πτῶμα[1] αὐτῶν ἡμέρας τρεῖς καὶ ἥμισυ, καὶ τὰ πτώματα αὐτῶν (beachte den Wechsel des Numerus) οὐκ ἀφίουσι[2] (ἀφήσει Pr.) (zur Form vgl. Mk 1,34; 11,26; Lk 11,4; Joh 20,23, Hndschrn., Schmiedel § 14,16) τεθῆναι εἰς μνῆμα[3]. Der Zusammenhang ist hier wieder ein überaus dunkler, namentlich wenn man daran festhält, daß die Szene 11,1-13 sich in Jerusalem abspielt. Wer sind die Völker und Nationen? Von neuem könnte sich hier ein Grund ergeben, die Szene nach Rom zu verlegen. Immerhin bietet sich nach dem richtigen Verständnis von V. 1 und 2 eine einigermaßen befriedigende Erklärung. Man kann die Völker und Nationen auf das Belagerungsheer vor Jerusalem beziehen (B. Weiß). Aber dennoch bleibt der Ausdruck seltsam. Es muß daher beachtet werden, daß Pr. den Singular des Prädikats (non sinet sc. τὸ θηρίον) gelesen hat. Dann fiele freilich V. 9a καὶ βλέπουσιν – ἥμισυ aus dem Zusammenhang heraus. Sollte sich im Lauf der Untersuchung herausstellen, daß der Apok. hier eine Quelle bearbeitet, so würden wir mit einiger Sicherheit (vgl. auch die Wendung τῶν λαῶν καὶ φυλῶν etc.) in V. 9a einen Zusatz von seiner Hand zu erkennen haben (s. u.). Die Nichtbestattung gilt als eine besondre Schmach. Ps 79,3; Ps Salom. 2,27; Joseph. B. J. IV 314ff. 3½ Tage bleiben die Leichname, weil ihre Bestattung verhindert wird, unbestattet. Die 3½ Tage entsprechen den 3½ Jahren ihrer Wirksamkeit, vielleicht auch den drei Tagen, welche Christus im Grabe geblieben ist. Über die Frist von 3 (3½) Tagen vgl. Gunkel, z. religionsgesch. Verständnis des neuen Testaments 80. Gunkel will die vielfach sich findende Dreizahl letztlich auf einen Mythus vom Sonnengott zurückführen. Die drei Wintermonate, in denen der Sonnengott gleichsam gestorben ist, seien zugleich die böse Zeit der Trübsal. 3½ sei nur eine Variante von 3. G. wird im allgemeinen Recht haben, doch ist es ihm nicht gelungen, die Zahl 3½ zu erklären. Sie hat ihre besonderen Wurzeln. Aber später, wie an unsrer Stelle, fließen die Vorstellungen in der Tat zusammen.

11,10. καὶ οἱ κατοικοῦντες ἐπὶ τῆς γῆς χαίρουσιν[4] ἐπ’ αὐτοῖς καὶ εὐφραίνονται[5] καὶ δῶρα πέμπουσιν[6] (πέμψουσιν) ἀλλήλοις, ὅτι οὗτοι οἱ δύο προφῆται ἐβασάνισαν τοὺς κατοικοῦντας ἐπὶ τῆς γῆς. Es ist wahrscheinlich überall das Präsens zu lesen; die Veränderung ins Futurum lag so nahe, daß es begreiflich wird, wie bald hier, bald dort in den Handschriften geändert ist. Die Schwierigkeiten häufen sich noch in diesem Vers. Es fragt sich zunächst, ob die Bewohner der Erde identisch sind mit den Völkern und Nationen des vorigen Verses. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann diese Frage verneint werden. Denn die Völker und


  1. s. V. 8 Anm.
  2. ACP An.¹² am. fu. harl. tol. lips.⁵ Tic.; αφησουσι Q Rel. g cle. dem. lips.⁴⁶ c s¹² (Pr.); das Zeugnis der Lateiner, die überall das Futurum einbringen, wiegt nicht sehr schwer.
  3. μνηματα ℵc g vg. s¹ a ae. Pr.
  4. χαρησονται 38. 161 g vg. c s¹ ae. Pr.
  5. ACP An.¹² 95 a Tic.; ευφρανθησονται Q Rel. (g) vg. c s¹² Pr.
  6. πεμπουσιν ℵP An.(¹)² vg.cod. a Tic.; πεμψουσιν ℵcAC An.(¹)³ 95 g cle. am. fu. c s¹² Pr.; δωσουσιν Q Rel.
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Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S322.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)