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der Gedanke noch erträglich war, daß der Erzengel Michael gleichsam zum Schutz eintritt[1] für das zum Himmel entrückte Kind Jesus. Vgl. Lueken, Michael, Göttingen 1898 und meine Religion des Judentums 320ff. καὶ ὁ δράκων ἐπολέμησεν καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ.

12,8. καὶ οὐκ ἴσχυσεν (ἴσχυσαν)[2]. οὐκ ἴσχυσεν ist gleich dem hebräischen לאֹ יָכֹל, vgl. Ps 13,5 (anders übersetzt in der LXX); Gen 30,8; 32,26, und ist zwar ein Hebraismus, gestattet aber nicht unbedingt den Rückschluß auf Übersetzung aus dem Hebräischen. Zu übersetzen: „Er gewann nicht den Sieg“ (Dstd., Gunkel). οὐδὲ[3] τόπος εὑρέθη αὐτῶν[4] ἔτι ἐν τῷ οὐρανῷ. Dieser Satz und im folgenden V. 10 setzen die Vorstellung voraus, daß der Satan bisher seinen Platz im Himmel gehabt habe, eine Vorstellung, wie wir sie Hiob 1,6f., vgl. Sach 3,1f.; Hen 40,7, finden. Und zwar ist der Aufenthalt des Satan und der bösen abgefallenen Engel wahrscheinlich im untersten Himmel gedacht, vgl. Himmelf. Jes 7,9ff. (slav. Hen 7,1). Heranzuziehen ist hier endlich das Herrenwort Lk 10,18 und das verwandte Wort Joh 12,31. Die Vorstellung, daß das große Ende mit dem Sturz des Satans im Himmel beginnen soll, liegt schon in unsrer Evangelienliteratur vor, und Jesus scheint sie geteilt zu haben.

12,9. καὶ ἐβλήθη ὁ δράκων ὁ μέγας, ὁ ὄφις ὁ ἀρχαῖος. Der Drache wurde geworfen, d. h. er verliert seinen Platz im Himmel, so daß nun naturgemäß alles Folgende sich wieder auf Erden abspielt. Falsch ist es, mit Sp. nur: „er wurde niedergestreckt“ zu übersetzen. Der Ausdruck „die alte Schlange“ geht zunächst auf Gen 3 zurück und zeigt, daß der Apok. bereits die erst spät innerhalb des Judentums sich bahnbrechende Vorstellung von der Identität der Schlange der Verführung und des Teufels vollzogen hat. Vgl. Sap Sal 2,24. II Kor 11,14; Bousset, Religion des Judentums 390. Ob sich der Ausdruck, „die alte Schlange“, übrigens allein aus Gen 3 erklärt, steht dahin. Es ist möglich, daß hier der alte Drachenmythus nachklingt. Zu vergleichen sind die rabbinischen Ausdrücke הַנָּחָשׁ הָרִאשׁוֹן ,הַנָּחָשׁ הַקּדְמוֹנִי (s. die Parallelen bei Wtst. und Schöttgen). ὁ καλούμενος διάβολος. διάβολος ist die Übersetzung für שָׂטָן, Ankläger (Verläumder), vgl. die Rolle des Satan Sach 3,1ff.; Hiob 1,6ff.; 2,2ff.; Himmelfahrt Moses 10,1: et tunc Zabulus finem habebit. καὶ ὁ[5] σατανᾶς ὁ πλανῶν τὴν οἰκουμένην ὅλην (20,3.8.10. „Der die ganze Erde verführt“. Sp. weist als proleptische Wendung den Satz dem Redaktor zu.) ἐβλήθη εἰς τὴν γῆν (ungeschickte Wiederaufnahme des Verbums, von Sp.


  1. Wenn auch Dstd. bestreitet, daß dies an unsrer Stelle ausgesprochen wird, und darauf hinweist, daß das Kind schon durch seine Erhebung zu Gottes Thron geschützt sei, so läßt sich doch nicht verkennen, daß der Erzengel Michael für dieses und an Stelle desselben den Kampf übernimmt, der doch durch seine Verfolgung von Seiten des Drachen notwendig geworden war.
  2. ισχυσαν ℵCP An.¹². 95? f g vg. s¹² a Vict. Pr.; ισχυσεν A Rel. c ae.; ισχυον Q.
  3. ουτε P An.¹.
  4. αυτων ACPQ An.¹ 38. 95 f g vg. s² a Pr. Tic. Vict.; αυτοις ℵcc 17. 36 ; αυτω Rel. c ae.
  5. ACP An.¹ 95; > Q Rel.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S341.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)