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7,14 und 12,11 würde sich dann mit der Erwähnung ihrer Treue auch hier der Hinweis auf den Opfertod Christi verbinden.

14,5. καὶ ἐν τῷ στόματι αὐτῶν οὐχ εὑρέθη[1] ψεῦδος. Weshalb hier als weitere Eigenschaft der Jungfräulichen (resp. der Märtyrer) ihre Wahrhaftigkeit hervorgehoben wird, ist nicht deutlich. Vgl. Ps. LXX 31,2: οὐδέ ἐστιν ἐν τῷ στόματι αὐτοῦ δόλος. Jes 53,9: ἀνομίαν οὐκ ἐποίησεν οὐδὲ δόλον ἐν τῷ στόματι αὐτοῦ. Zph 3,13; Mal 2,6. Es ist möglich, daß die Schilderung des reinen und unbefleckten Lammes im Jesaias bei der Schilderung der ἀπαρχή hier mitgewirkt hat. Darauf weist auch das Schlußwort ἄμωμοί [γάρ[2]] εἰσιν hin und findet hierdurch seine Erklärung.

Exkurs. Den Kritikern hat dieser Abschnitt große Schwierigkeiten bereitet. Vischer, Pfleiderer I, Schmidt schreiben den Abschnitt dem christlichen Redaktor zu und betrachten ihn meistens als ein beabsichtigtes Gegenstück zu 7,1-8. Auf der andern Seite findet J. Weiß 94f. hier gerade ein Stück der christlichen Grundschrift. Die 144000 seien die ursprünglich in der letzten Zeit der Not treugebliebenen Erwählten aus Israel, welche hier dem Lügenpropheten in 13B unter dem wahren Messias gegenübertreten. Weyl., Vlt., Erb., Sp. versuchen, ein jeder in seiner Weise, innerhalb des Abschnittes zu scheiden. Weyl. scheidet V. 1 und V. 4-5 aus, weist V. 2-3 der Quelle ℵ zu und läßt diese Verse sich an 11,18 anschließen. Er findet dann hier den Lobgesang der 7,1-8 erwähnten 144000. Vlt. hält V. 4-5 und in V. 1 die Worte τὸ ὄνομα αὐτοῦ καί für Interpolation und findet demgemäß in den 14,1ff. erwähnten die 144000 von 7,1ff. wieder. Vlt. vergleicht übrigens zum ganzen Stück Joel 3,5. Erbes streicht V. 4a: οὗτοι – παρθένοι γάρ εἰσιν, eventuell 4b οὗτοι – ὑπάγῃ, in 4c τῷ ἀρνίῳ, und rechnet das Übrigbleibende zur Grundschrift. Sp. streicht (s. o.) in V. 1 ebenso wie Vlt.[3]. Von V. 2 läßt Sp. nur καὶ ἤκουσα φωνὴν ἐκ τοῦ οὐρανοῦ stehen, V. 3 fällt ganz. Von V. 4-5 bleibt nur stehen οὗτοι ἠγοράσθησαν ἀπὸ τῶν ἀνθρώπων ἀπαρχὴ τῷ θεῷ. ἄμωμοι γάρ εἰσιν.

Sp., der am gewalttätigsten in der Beurteilung dieser Verse verfährt, hat doch den besten Blick für die großen Schwierigkeiten bewiesen, die den Versuch drücken, aus diesen Versen eine ältere Quelle herauszuschälen. So sehen z. B. sämtliche Kritiker V. 4-5 ohne weiteres als Interpolation an, ohne darauf zu achten, daß in 4d ebenso deutlich wie an manchen übrigen Stellen, auf die sie doch alles Gewicht legen, bereits vielleicht ein τῷ ἀρνίῳ interpoliert ist, hier also nach den sonstigen Grundsätzen gerade ein älterer Zusammenhang anzunehmen wäre.

Kap. 14,1-5 zeigen jedenfalls deutlich und fast in jedem Verse die Hand des Verfassers, der die Apk als Ganzes schrieb, an. V. 2 hat seine Parallelen


  1. ACP An.¹²³ 95 g vg. s¹² a Meth. Tic. Pr.; ουχ ευρεθη εν τω στοματι αυτων Q Rel. c ae.
  2. > γαρ ACP An.¹² am. fu. lips.⁴⁵ (Pr.), das γαρ konnte sehr leicht hinzugefügt werden.
  3. Eine handschriftliche Begründung liegt nicht vor; wenn P. 1 το ονομα αυτου και nicht lesen, so liegt hier ein Ausfall per Homoiotel. vor.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S382.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)