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ἑπτὰ καὶ κέρατα δέκα. Deutlich wird hier wieder das römische Imperium geschildert. Daß das Weib auf dem Tier sitzt, bedeutet für den Apok., daß Rom seine Herrlichkeit und Machtstellung auf Grund des römischen Cäsarentums besitzt. Das hier zu Grunde liegende Bild selbst hält Gunkel, Schöpfung und Chaos 365, für babylonisch. Die Sitte, die (vermenschlichten) Gestalten der Götter auf die entsprechenden Tiere zu setzen und auf diese Weise die alten Tiergestalten beizubehalten, stamme dorther. Irgend ein Kultbild einer auf einem Tiere thronenden Göttin mag allerdings dem Apok. oder seiner Quelle bei dem Entwurf des Bildes vorgeschwebt haben. Zwischen der Charakteristik des Weibes V. 1 und 3 ist kein Widerspruch; das Sitzen an vielen Wassern und das Sitzen auf dem Tiere schließt sich nicht aus. Eher erscheint allerdings zu dem Sitz am Wasser in völligem Widerspruch zu stehen, daß der Seher das Weib in der Wüste sieht. Aber man muß beachten, daß hier die Weissagung beginnt (δεῦρο, δείξω σοι τὸ κρίμα τῆς πόρνης τῆς μεγάλης), und das Weib gesehen wird, wie es in Zukunft sein wird.

17,4. καὶ ἡ γυνὴ ἦν περιβεβλημένη (12,1) πορφυροῦν καὶ κόκκινον (S. 163f.) καὶ[1] κεχρυσωμένη χρυσίῳ καὶ λίθῳ τιμίῳ (Ez 28,13) καὶ μαργαρίταις, ἔχουσα ποτήριον χρυσοῦν ἐν τῇ χειρὶ αὐτῆς, γέμον βδελυγμάτων καὶ τὰ ἀκάθαρτα (s. o. V. 3) τῆς πορνείας αὐτῆς[2] (τῆς γῆς). Jer LXX 28(51),7: ποτήριον χρυσοῦν Βαβυλὼν ἐν χειρὶ κυρίου μεθύσκον πᾶσαν τὴν γῆν. ἀπὸ τοῦ οἴνου αὐτῆς ἐπίοσαν ἔθνη, διὰ τοῦτο ἐσαλεύθησαν. Das Weib trägt ein Gewand von der Farbe des Tieres. Scharlach und Purpur sind beide ein Symbol für die Üppigkeit und Pracht Roms, die Scharlachfarbe ist nicht auf das Blut der Zeugen Jesu zu beziehen. γέμειν regiert hier zunächst den Genit. und dann den Akkus., ein in der Apk oft vorkommender Kasuswechsel. (Kaum ist mit Hltzm. zu übersetzen: und hatte einen goldenen Becher in der Hand — und die Unreinigkeiten ihrer Hurerei.) Der Becher ist also voll von allem Gräulichen im allgemeinen, insbesondere aber von den Unreinheiten ihrer Hurerei.

17,5. καὶ ἐπὶ τὸ μέτωπον αὐτῆς ὄνομα γεγραμμένον· μυστήριον, Βαβυλὼν (14,8; 16,9) ἡ μεγάλη, ἡ μήτηρ τῶν πορνῶν (der Huren, oder πόρνων der Hurer?) καὶ τῶν βδελυγμάτων τῆς γῆς. Das Stirnband trugen vornehme römische Frauen (Sp.). Römische Huren pflegten ihren Namen zu veröffentlichen. Seneca, Contr. 1,2; Juvenal VI 123; Wtst. Hltzm. Der Ausruf μυστήριον enthält die Aufforderung aufzumerken und den folgenden Namen nicht buchstäblich, sondern πνευματικῶς zu deuten. Und zwar scheint es so, als wenn μυστήριον bereits als Teil der Inschrift zu denken sei. Es ist aber möglich, daß wir es hier nur mit einem Ausrufungszeichen des Apok. zu tun haben, vgl. Jer 50,12; Dan 4,27. Die


  1. > Q Rel. (exc. An.¹ al.).
  2. αυτης A An. 51. 95 vg. ae. Tic.; της γης Q Rel. c s¹ Hipp. Cypr. Pr.; ℵ cod. αυτης και της γης (a läßt beides aus). Die Zeugen halten sich ungefähr das Gleichgewicht.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S404.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)