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vergehen wird. Demgemäß ist die Beziehung auf die Statthalter der römischen Provinzen (Ew., Vlkm., Hilgf., Hausr., B. Weiß, Mommsen 522) jedenfalls abzuweisen. Dagegen spricht schon der Ausdruck: V. 13 τὴν δύναμιν καὶ τὴν ἐξουσίαν αὐτῶν τῷ θηρίῳ διδόασιν, V. 17 δοῦναι τὴν βασιλείαν τῷ θηρίῳ (Sp.), dafür höchstens die Zehnzahl der dem Senat zugeteilten Provinzen. Unbekannte Zukunftsgestalten als Bundesgenossen des Kaisers (nach Da 7,7.20.24) nehmen Weizs.² 499, Hltzm. an.

17,13. οὗτοι μίαν γνώμην ἔχουσιν[1] καὶ τὴν δύναμιν καὶ τὴν[2] ἐξουσίαν αὐτῶν τῷ θηρίῳ διδόασιν.[3]. Deutlich wird hier die Bundesgenossenschaft der Partherfürsten mit dem Nero redivivus angezeigt. Trotzdem sie viele sind, werden sie in diesem Bündnis mit dem Tiere in der letzten furchtbaren Zeit einig sein.

17,14. οὗτοι (das wiederholte οὗτοι ist Stil des Apok.) μετὰ τοῦ ἀρνίου πολεμήσουσιν, καὶ τὸ ἀρνίον νικήσει αὐτοὺς, ὅτι κύριος κυρίων ἐστὶν καὶ βασιλεὺς βασιλέων. 19,16. Dt 10,17 θεὸς τῶν θεῶν καὶ κύριος τῶν κυρίων; II Makk 13,4 ὁ βασιλεὺς τῶν βασιλέων. Ps. 136,3. Diese an die Titulatur der persischen Großkönige erinnernden Wendungen sind in der spätjüdischen Literatur häufig. Rel. d. Judentums 306. Zimmern K.A.T.³ 373f. weist darauf hin, daß „König der Götter, Herr der Herren“, „Herr der Herren, König der Könige“ (vgl. 19,16) bereits Titel des babylonischen Marduk ist. Dieser Krieg der Könige mit dem Lamme und seinen Anhängern kommt hier ganz unerwartet, da im vorhergehenden von Babel, ihren Schandtaten und dem ihr drohenden Untergang die Rede war. Doch berührt sich dieser Vers mit der Weissagung der Versammlung der Könige bei Harmagedon in Kap. 16, nach vorwärts weist er auf die große Messiasschlacht 19,11ff. hin. Es wird aber aus dem Folgenden ganz deutlich werden, daß der Vers in die hier geschilderte Situation nicht hineinpaßt. καὶ οἱ μετ’ αὐτοῦ κλητοὶ καὶ ἐκλεκτοὶ καὶ πιστοί. „Und die mit ihm (sind) Berufene und Auserwählte und Getreue“. Der Apok. deutet hier ein altes vorgefundenes Bild künstlich um. Überkommene Tradition ist es, daß der Sieger in der Endschlacht an der Spitze eines Heeres erscheint. Der Apok. deutet die himmlischen Heroen, die „Genossen“ des Lammes, auf die Gläubigen.

17,15. καὶ εἶπεν (λέγει)[4] μοι· τὰ ὕδατα, ἃ εἶδες, οὗ ἡ πόρνη κάθηται, λαοὶ καὶ ὄχλοι εἰσὶν καὶ ἔθνη καὶ γλῶσσαι (S. 176). Nach alttestamentlichen Vorbildern, Jes 8,7; Jer 47,2, werden die ὕδατα auf große Volksmassen gedeutet. Der Sinn dieses überkommenen Zuges ist natürlich dem Apok. verloren gegangen. Sobald er das Weib an den Wassern auf Rom deutete, so mußte dieses Symbol irgendwie allegorisch umgedeutet werden.

17,16. καὶ τὰ δέκα κέρατα, ἃ εἶδες, καὶ τὸ θηρίον, οὗτοι (s. o.


  1. AP An.¹³ 38. 95 g vg. s¹² a Hipp. Tic. Pr.; εχουσιν γνωμην Q Rel. c; die verschränkte Wortstellung ist in dieser Textklasse beliebt (B. Weiß S. 28f.).
  2. P An.¹³⁴; > AQ Rel. (S. 175).
  3. δωσουσι An.² (sa. liest auch vorher εξουσιν) cle. fu. dem. tol. lips. Tic. Pr.
  4. ειπεν A vg. s¹ c a Tic. Pr. Hipp.s; d. übr. λεγει.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S409.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)