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V. 13. 14) μισήσουσιν τὴν πόρνην καὶ ἠρημωμένην ποιήσουσιν αὐτὴν καὶ γυμνὴν[1] καὶ τὰς σάρκας αὐτῆς φάγονται καὶ αὐτὴν κατακαύσουσιν [ἐν][2] πυρί. Hier erfolgt nun erst die eigentliche Drohweissagung gegen Rom, die man schon oben, wo statt dessen von dem Kampf der Könige mit dem Lamm die Rede war, hätte erwarten sollen. Der zurückkehrende Nero soll also im Bunde mit den Partherkönigen Rom zerstören. Die beiden Prädikate φάγονται und κατακαύσουσιν finden darin ihre Erklärung, daß bei dem ersten an das Weib selbst, bei dem zweiten an die durch das Weib dargestellte Stadt gedacht ist.

17,17. ὁ γὰρ θεὸς ἔδωκεν εἰς τὰς καρδίας αὐτῶν, ποιῆσαι τὴν γνώμην αὐτοῦ (d. h. die Meinung des Tieres) καὶ ποιῆσαι μίαν γνώμην[3] καὶ δοῦναι τὴν βασιλείαν αὐτῶν (sie besaßen also wirkliche Königreiche) τῷ θηρίῳ. Es ist Gott selbst, sagt der Apok., der dieses Strafgericht über Rom heraufgeführt hat. Er hat das Wunder der Einigung der wider einander strebenden Mächte vollbracht. Seinen Willen vollführen sie, wenn sie nun gemeinsam gegen Rom ziehen. Es ist nicht gerade ein Widerspruch, wenn unserm Vers gegenüber 16,14 geschildert wird, daß der Drache und seine Untergebenen Geister ausschicken, um alle Könige zu sammeln. Aber es erscheint hier und dort doch eine andersartige Tradition vorzuliegen. Besonders bemerkenswert ist, daß der schon 16,13f. wieder erwähnte Drache hier noch gar keine Rolle spielt. ἄχρι τελεσθήσονται[4] οἱ λόγοι τοῦ θεοῦ. Bis Gottes Worte (Weissagung) vollendet sein werden, d. h. bis zum Ende des Gerichts, bis zu welchem die Herrschaft des Tieres dauert.

17,18. καὶ ἡ γυνὴ, ἣν εἶδες ἔστιν ἡ πόλις ἡ μεγάλη (14,8; 16,19) ἡ ἔχουσα βασιλείαν ἐπὶ τῶν βασιλέων τῆς γῆς. Jetzt folgt abschließend die Deutung des ganzen Bildes. Das Weib ist Rom, die Herrin der ganzen Welt.

Exkurs.

In der Erörterung über dieses in seiner Komposition große Schwierigkeiten bietende Kapitel geht man wohl am besten von dem Nachweis aus, daß es in sich selbst nicht einheitlich ist. Mehrere Inkongruenzen innerhalb des Kapitels sind ja bereits im Lauf der Einzelerklärung zu Tage getreten. Vor allem scheint die Weissagung zwei Spitzen zu haben: V. 14 weissagt den Kampf des Tieres und der versammelten Könige mit dem Lamm, V. 16 die Vernichtung der Hure Babel durch das Tier, das im Bunde mit den Königen erscheint. Achten wir dann auf den Zusammenhang, in dem diese Verse stehen, so ist es immerhin merkwürdig, daß V. 14 und 16,


  1. AP An.² 38. 95 g vg. s² a ae. Hipp.; add. ποιησουσιν αυτην Qmg. Rel.; > και γυμνην Q An.¹ al.; και ηρημ. κ. γυμν. ποιησ. αυτ. 34 s¹ Pr.
  2. > ℵPQ An.⁴.
  3. και ποιησαι – γνωμην > A An.² g. vg. Tic. (Schreibfehler); μιαν γνωμην ℵP An.¹³ 95; γνωμην μιαν d. übr.
  4. Q Rel. (exc. An.¹²³ 51) τελεσθωσιν.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S410.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)