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mit Gebet und Gebetsschnur (vgl. die ῥομφαία ἐκ τοῦ στόματος) überwältigen sie die Bösen und stürzen sie und ihr Versteck in den glühenden Strom“ de la Saussaye, Lehrbuch der Religionsgesch.³ II 226f.; Bahman Yast 43; Bundehesh 30; vgl. auch Vlt. IV. 118. Freilich kennt der Apok. schließlich drei große und letzte Gegner (vgl. 20,1ff.). Aber Verdoppelungen von Gestalten stellen sich hier leicht ein. Die Vorstellung von einem glühenden Feuerstrom, in welchem die Feinde Gottes umkommen, ist ebenfalls spezifisch eranisch. Vgl. Boeklen, die Verwandtschaft der jüd.-christl. mit der persischen Eschatol. 119ff. Bousset, Rel. d. Judent. 269. 481ff. Wenn in der Apk zu wiederholten Malen (14,10; 20,10. [14f.]; 21,8) vom Feuer- und Schwefel-See die Rede ist, so mag hier die Anschauung des Toten Meeres mitgewirkt haben, das als Strafort der bösen Geister galt (Henoch 67,4ff. Kautzsch, Pseudepigr. 274. Greßmann, Urspr. d. israelit.-jüdisch. Eschatol. 37).

19,21. καὶ οἱ λοιποὶ ἀπεκτάνθησαν ἐν τῇ ῥομφαίᾳ τοῦ καθημένου ἐπὶ τοῦ ἵππου (S. 165) τῇ ἐξελθούσῃ ἐκ τοῦ στόματος αὐτοῦ, καὶ πάντα τὰ ὄρνεα ἐχορτάσθησαν (S. 165) ἐκ τῶν σαρκῶν αὐτῶν. Die Schilderung erinnert an Hen 46,4-6. Die λοιποί sind nach dem Zusammenhang die Könige und ihre Heere. Nach 14,9f. hat der Apok. sicher auch an die Tieranbeter gedacht. Überall sehen wir, wie überkommene mythologische Vorstellungen ihre künstliche und nur halb vollzogene Umdeutung auf zeitgeschichtliche Verhältnisse erfahren.

Exkurs zu V. 11-21. Die Urteile der Kritiker gehen auch über diesen Abschnitt auf das mannigfachste auseinander. Sp. findet hier den Abschluß seiner Quelle J¹, Weyland den Schluß von Quelle ב, nach Vlt. gehört das Stück demselben Überarbeiter an, der auch Kap. 12 geschrieben hat. (Dabei muß Vlt. freilich die Beziehungen auf Kap. 13 in diesem Stück beseitigen.) Erbes schreibt das Stück dem letzten Redaktor zu.

Daß in diesen Versen sich auf literarischem Wege eine wirkliche Quelle nicht mehr ausscheiden läßt, beweist am besten Sp.s eigener Versuch. Sp. streicht in V. 11 καλούμενος πιστὸς καὶ ἀληθινός, angeblich weil sie neben καὶ ἐν δικαιοσύνῃ κρίνει καὶ πολεμεῖ überflüssig sind (202). Aber S. 569 sind auch diese letzteren Worte gestrichen. Tatsächlich müssen allerdings jene Worte fallen. Sie zeigen zu stark den Sprachgebrauch des Apok. letzter Hand (1,5; 3,7.14). V. 12 οἱ δὲ ὀφθαλμοὶ - πυρός wird als Anklang an 1,14 beseitigt. V. 15a muß wegen seiner Beziehungen zu 1,16 fallen, V. 15b ist nur eine Wiederholung von 12,5, V. 15c eine Zusammenfügung aus 14,11 und 20. Aus einem Abschnitt von 128 Worten streicht Spitta 63! J. Weiß zählt zu den zweifellosesten Ergebnissen der Kritik, daß die hier vorliegende Schilderung der Messiasschlacht nicht von dem christlichen Urapokaltsptiker konzipiert sein könne. Es stünde schlimm um die ganze Kritik, wenn W. recht hätte. Wenn W. doch selbst 14,14-20 seiner christlichen Urquelle zuschreibt und dort entschuldigend annimmt, daß der Zug vom Waten der Rosse im Blut bis an die Zügel wohl vom Apok. der Tradition entlehnt sei, so ist gar nicht einzusehen, weshalb das Stück 19,11ff. mit seinen sicher traditionellen Bestandteilen (19,18ff.) dem christlichen Apok. abgesprochen werden müßte.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S434.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)