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seiner Quellen vorgefunden und zweimal verarbeitet hat, wie dies schon oben angedeutet wurde (eine ähnliche Doppelbearbeitung liegt 7,5-8; 14,1ff. vor). Und es wird weiter außerordentlich wahrscheinlich, daß diese Verse einst am Schluß jener Apokalypse gestanden haben, welche die Weissagungen vom Weibe und dem Tiere, die Drohrede gegen Babel und die Weissagung vom neuen Jerusalem enthielt. Für den Apok. gehören die Verse aber freilich nicht mehr an den Schluß des vorigen Abschnittes, sondern sie eröffnen die Schlußpartie des ganzen Buches.

22,10-15. Das Ende ist nahe. 22,10. καὶ λέγει μοι. Wahrscheinlich redet hier wieder Christus selbst, nicht der Engel. μὴ σφραγίσῃς τοὺς λόγους τῆς προφητείας τοῦ βιβλίου τούτου· ὁ καιρὸς γὰρ ἐγγύς ἐστιν. 1,4. Im Gegensatz zu Dan 8,26; 12,4.9, wo das Gesicht den fernen Zeiten gilt und deshalb von dem Seher versiegelt wird, betont der Apok. auch hier, daß er für seine Zeit und sein Geschlecht schreibt. Das konnte er freilich, auch wenn er nur im Namen des Johannes schrieb.

22,11. ὁ ἀδικῶν ἀδικησάτω ἔτι, καὶ ὁ ῥυπαρὸς ῥυπαρευθήτω[1] ἔτι[2], καὶ ὁ δίκαιος δικαιοσύνην ποιησάτω[3] ἔτι, καὶ ὁ ἅγιος ἁγιασθήτω ἔτι. Dan 12,10 Theod.: καὶ ἀνομήσωσιν ἄνομοι καὶ οὐ συνήσουσιν ἄνομοι, καὶ οἱ νοήμονες συνήσουσιν. LXX: καὶ ἁμάρτωσιν οἱ ἁμαρτωλοί, καὶ οὐ μὴ διανοηθῶσι πάντες οἱ ἁμαρτωλοὶ, καὶ οἱ διανοούμενοι προσέξουσιν. Vgl. Ez 3,27. Die volle Siegesgewißheit blitzt in diesen Worten auf: Wer unrecht tut, möge nur weiter Unrecht tun, und der Befleckte sich nur weiter beflecken. Das Gericht Gottes naht unaufhaltsam. Und der Gerechte soll nur weiter gerecht handeln, der Heilige sich heilig halten. Es naht die Zeit der Ernte und des Lohnes!

22,12. ἰδοὺ ἔρχομαι ταχὺ, καὶ ὁ μισθός μου μετ’ ἐμοῦ ἀποδοῦναι ἑκάστῳ, ὡς τὸ ἔργον ἐστὶν[4] αὐτοῦ (κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ). Jes 40,10: ἰδοὺ ὁ μισθὸς αὐτοῦ μετ’ αὐτοῦ καὶ τὸ ἔργον ἐναντίον αὐτοῦ. 62,11: ἔχων τὸν ἑαυτοῦ μισθὸν, καὶ τὸ ἔργον πρὸ προσώπου αὐτοῦ. Ps LXX 61,13: ὅτι σὺ ἀποδώσεις ἑκάστῳ κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ. Röm 2,6. I Clem 34,3: ἰδοὺ ὁ κύριος, καὶ ὁ μισθὸς αὐτοῦ πρὸ προσώπου αὐτοῦ, ἀποδοῦναι ἕκάστῳ κατὰ τὸ ἔργον αὐτοῦ. Die Übereinstimmung der Clemensstelle mit dem vorliegenden Vers erklärt sich immerhin schwer aus der gemeinsamen Abhängigkeit von Jes 40,10; 62,11; Ps 61,13, besonders wenn man die Variante des abendländischen Textes κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ in Betracht zieht. Liegt hier wirklich eine Berührung vor, so müßte allerdings der Clemensbrief wohl einige Zeit später als man gewöhnlich annimmt, angesetzt werden. Zur


  1. ℵ ρυπανθη τω.
  2. και – ετι > A An.(¹)⁴ (Homoiotel).
  3. δικαιωθητω 38. 79 cle. lips.⁵⁶ Aug., und (in einem sehr freien Zitat) das Schreiben der Gemeinde von Vienna und Lugdunum. Trotz des alten Zeugnisses wird das δικαιωθήτω kaum in den Text aufzunehmen, vielmehr als eine mechanische Konformation nach ἁγιασθήτω zu betrachten sein. Nimmt man δικαιωθήτω auf, so wird man zu übersetzen haben: Der Gerechte mache sich (werde) noch gerechter, und der Heilige noch heiliger.
  4. A (38. 81) ; Q Rel. εσται; κατα τα εργα αυτου vg. (s¹) c Clem. Tic. Cypr. Pr.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S457.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)