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Proklamation Christi als des Weltrichters vgl. Mt 16,27: καὶ τότε ἀποδώσει ἑκάστῳ κατὰ τὴν πρᾶξιν αὐτοῦ. II Kor 5,10. 22,13. ἐγὼ τὸ ἄλφα καὶ τὸ ὦ, ὁ πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος[1], ἡ ἀρχὴ καὶ τὸ τέλος[2]. Dieselbe Wendung, die 21,6 von Gott gebraucht wurde. ἄλφα καὶ ὦ 1,8 von Gott, πρῶτος καὶ ἔσχατος 1,17; 2,8 von Christus. Christus rückt hier ganz an die Stelle Gottes. Wie er im vorhergehenden Verse sich als den Weltrichter schlechthin bezeichnet hat, so nennt er sich hier A und O, Anfang und Ende. Weil er das ist, ist er eben Weltrichter und die Versicherung seiner baldigen Ankunft gewiß. In diesem Zusammenhang sei noch nachträglich auf Riedels Aufsatz in St. Kr. 1901, 297f. verwiesen. Riedel sieht in dem A und O des Apok. eine Nachahmung des Gebrauches von א‎ - ת‎ bei den Rabbinen (Chr. Schöttgen, Horae hebr. et tulmudicae I 1086f.) und findet einen Hinweis darauf, in dem ungewöhnlichen ἐρχόμενος der Formel 1,8.(4) (s. zu diesen Stellen). In dem ἔρχεσθαι = אָתָא‎ stecke das א‎ - ת‎ der eigentlich hebräisch gedachten und nur griechisch gesprochenen Formeln. Das sind zweifelhafte Kombinationen. Reitzenstein, Poimandres will 286 die Formel A und O und die verwandten gerade aus hellenistischer Theologie und den Spekulationen über den Gott Zion ableiten. (Vgl. den ganzen Abschnitt 256ff.)

22,14. μακάριοι οἱ ποιοῦντες τὰς ἐντολὰς αὐτοῦ[3] (πλύνοντες τὰς στολὰς αὐτῶν), ἵνα (über dieses merkwürdige ἵνα und seinen johanneischen Charakter s. o. S. 172, 178) ἔσται ἡ ἐξουσία αὐτῶν ἐπὶ τὸ ξύλον τῆς ζωῆς καὶ τοῖς πυλῶσιν (ein merkwürdiger Dativ instrumentalis (?); die Tore sind als Mittel zum Eingehen betrachtet) εἰσέλθωσιν εἰς τὴν πόλιν. In scharfem, unmittelbarem Übergang wird nun noch einmal das Geschick der Frommen und Gottlosen schroff neben einander gestellt. Dabei werden hier die im Vorhergehenden bekannt gewordenen Vorstellungen verwertet. Vgl. noch Dan 12,12f. 22,15. ἔξω οἱ κύνες (die alte Bezeichnung für die Heiden, Mt 7,6; 15,26.) καὶ οἱ φαρμακοὶ (s. o. das zu 9,21 [φαρμακία] Bemerkte) καὶ οἱ πόρνοι καὶ οἱ φονεῖς καὶ οἱ εἰδωλολάτραι καὶ πᾶς φιλῶν καὶ ποιῶν[4] ψεῦδος. Hier liegt eine vollständige Parallele zu 21,8 vor, nur daß dort die Aufzählung für den Apok. charakteristischer ist. Beachte auch hier das εἰδωλολάτραι zum Schluß in Verbindung mit πᾶς ποιῶν ψεῦδος. Überhaupt läuft V. 13-16 dem Abschnitt 21,6-8 vollkommen parallel. Ein zwingender Grund zur Quellenscheidung ergibt sich hier jedoch nicht. Wir werden annehmen dürfen, daß der Apok. den Schluß seiner Weissagung, den er oben abbrach, um die Vision vom himmlischen Jerusalem einzufügen, hier wieder aufnimmt.

22,16-17. Das Schlußwort zum Ganzen. 22,16. ἐγὼ Ἰησοῦς ἔπεμψα


  1. πρωτος και εσχατος A.
  2. η αρχ. κ. τ. τελ. ο. πρ. κ. ο. εσχ. An.¹²³ a. Or.
  3. πλυν. τ. στολ. αυτ. ℵA 7. 38 vg. sa. ae.; ποιουντες τας εντολας αυτ. Q Rel. c a s¹² Tert. Cypr. Pr. Die Bezeugung für die letztere Lesart ist etwas stärker. — An und für sich sind beide Ausdrücke für den Apok. gleich möglich. Es liegt hier nach der einen oder andren Seite hin ein alter Schreibfehler vor.
  4. ποιων και φιλων ℵ An.⁴ Hipp.e.r.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S458.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)