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ein Houwen, die also gerüst, das zuvorderst ein Höle, darin Bluot sye und gärn bräche, Abel sol under dem Haar ein ysin Beckelhüblin uf dem Houpt haben für der Houwen Streich. Die Art und Weise, wie David den Goliat erschlägt, kommt uns modernen Menschen fast comisch vor. David liest Steine auf dem Wege auf und steckt sie in sein Carnier, seine Hirtentasche. In dieser befindet sich aber schon ein Ei, steinfarben angestrichen und mit Blut gefüllt. Er nimmt nun nicht etwa einen Stein, sondern das Ei hervor, legt’s in die Schleuder und wirft’s dem Riesen an den Kopf. Es zerplatzt natürlich und so sieht man das Blut nach allen Seiten aus der Stirne hervorspritzen. Beim Kindermord zu Bethlehem sitzen vier Mütter da. Ihre Wiegen sind aus leicht zerbrechlichem Holz gemacht, dazu noch angesägt. In jeder Wiege liegt eine Puppe, hohl und mit Blut gefüllt. Nun kommen die vier Ritter, spießen die Puppen an, das Blut spritzt heraus. Mit den angespießten Kindern reiten sie davon. Jammernd eilen ihnen die Mütter nach und werfen die leeren Wiegen gegen sie, welche natürlich an der Rüstung zerbrechen. Bei der Todesangst, da der Salvator Blut schwitzt, ist ein Maler im Oelberg verborgen, hat ein Sprützen mit Bluot oder Bresillenfarb, dem Salvatori gsicht und hend ze besprützen. Wie Petrus dem Malchus das Ohr abschlägt, greift dieser schnell, wie um sich zu schützen, an dasselbe, in Wirklichkeit hält er aber einen Schwamm mit Blut in der Hand, diesen drückt er rasch an das natürlich nicht verletzte Ohr.

Besondere Aemter waren die der Tonderer, Himmelsbrotspreiter, Stern- und Heiliggeistleiter, Röuker, Finsternissmacher. Die Tonderer hatten

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Renward Brandstetter: Zur Technik der Luzerner Osterspiele. Buchdruckerei der "Allgem. Schweizer Zeitung", Basel 1884, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brandstetter_Zur_Technik_der_Luzerner_Osterspiele.pdf/11&oldid=- (Version vom 15.9.2022)