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und der Versucher. In den Himmel hinauf kommt man vermittelst einer Leiter. Von dieser Leiter aus ist ein Brett auf den Gipfel des Versuchungsberges hinübergelegt.

Nebst diesen sogenannten Oertern treffen wir auf dem Spielplatz auch die Höfe. Es sind das besondere Abtheilungen des Platzes, mit niedern Schranken umgeben, an denen im Innern Bänke hinlaufen. In diesen Höfen wird selten gespielt, so zum Beispiel in Herodes Hof, dafür sind ja die eben geschilderten Oerter da. Die Höfe dienen als Aufenthaltsort für die Schauspieler. Sie befinden sich hier, bevor sie spielen, und wenn sie gespielt haben, kehren sie wieder dahin zurück. So kommt der Salvator 1597 aus seinem Hof heraus, trifft den Simon Pharisäus an, dieser ladet ihn zu einem Mahle ein, der Salvator sagt zu, kehrt, während das Mahl bereitet wird, wieder in seinen Hof zurück. Wenn die Vorbereitungen getroffen, läßt ihn Simon rufen. Umkleidungen werden jedoch nicht hier vorgenommen. Eine Notiz besagt, dies solle in einem benachbarten Hause geschehen, und einmal wird in einem Vorschlag eine besondere Gebäulichkeit auf dem Spielplatz dafür postulirt.

Nur hervorragende Personen haben ihre Höfe, z. B. Moses, der Salvator, Herodes. sie haben aber in ihren Höfen auch den Kreis ihrer Angehörigen; so hat der Salvator die Apostel bei sich. Leute, die keinen Hof haben und für sich allein dastehen, suchen irgendwo in einem Hof, da noch Raum ist, oder sonstwo auf dem Spielplatz ihre Unterkunft. Die Schlange hält sich im Oelberg auf, ebenda auch der Jüngling Marcellus. Da einerseits Kaiphas ein kleines Gefolge hat und anderseits der Hof der Tempelherren nicht geräumig genug ist, wird für 1597 verfügt, es möchten

Empfohlene Zitierweise:
Renward Brandstetter: Zur Technik der Luzerner Osterspiele. Buchdruckerei der "Allgem. Schweizer Zeitung", Basel 1884, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brandstetter_Zur_Technik_der_Luzerner_Osterspiele.pdf/8&oldid=- (Version vom 15.9.2022)