Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 014.jpg

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einen Herrn von Querfurt / mit dem Hertzogthumb Sachsen wieder angesehen. Dieser Lotharius ward hernacher Römischer Keyser / vnd als Er das Land Sachsen / nebenst den hernach also genanten Herrschafften Brunschweig vnd Lüneburg / bey 32. Jahr regieret / vnd innen gehabt / starb Er am 6. Decembris, im Jahr 1138. vnd ward in das Closter KönigsLutter zur Erden bestattet. Nach dessen tödtlichen Abgang / hat Hertzog Heinrich von Beyern / der Stoltze genant / obgedachtes Hertzog Heinrichen deß Schwartzen / vnd seiner Gemahlin Wolffbilden Sohn / welcher sich mit Keyser Lotharii Tochter / Frawen Gertrauden vermählet / diese Lande wiederumb genommen / theils / weil Er / wie jetzt besaget / Keyser Lotharii eintzige Tochter vnd Erbin geheyrathet / theils auch / weil Er von deß letzten Hertzogen zu Sachsen Magni Tochter gebohren: Damit wolte aber vorerwehnter Graff Otten deß Reichen Sohn / Graff Albrecht / der Behre genant / nicht einig seyn / sondern weil Er von Hertzog Magni ältisten Tochter Elicken gebohren / hielte Er davor / Er wäre der nechste Erbe zu dem Hertzogthumb Sachsen / brachte bey Keyser Conraden dem Dritten die Belehnung zu wege / vnd nahm darauff das Schloß zu Lüneburg mit Gewalt ein / Hertzog Heinrich der Stoltze schlug Ihn zum Lande hinauß / vnd brachte es wieder vnter seine Gewalt / ward aber bald darauff zu Quedlinburg auff einer Tageleistung / wie etliche davor halten wollen / vergeben / vnd starb im Jahr 1139. hinter sich lassend einen vnmündigen Sohn / welcher hernacher wegen seines Heldenmuths / Heinrich der Löwe genant worden.

Es seyn aber diese Hertzogen zu Beyern in linea masculina, oder an der Schwertseiten von den Marggraffen zu Esten / an der Spielseiten aber von den Welffen in Beyern entsprossen. Die Welffen kommen her von dem Wernekin / Herrn zu Engern. Deß grossen Wernekinß pronepos ist gewesen Hertzog Henrich / deß Nahmens mit dem gülden Wagen / welcher zu erst das Hertzogthumb Beyern an sich bracht hat / wie die Historien davon bekant. Von dem ist entsprossen Welff der Dritte (wie Henninges in seinen Genealogicis Ihn nennet / andere rechnen Ihn den Fünfften / vnd seyn die Genealogici hierin etwas different) Hertzog in Beyern / vnd dessen Schwester die Kunigundis / die ward vermählet dem Azoni, Marggrafen von Este / von dem Sie erzeuget einen Sohn / Wolfen den Vierten genant / welchem Keyser Heinrich der Vierte das Hertzogthumb Beyern / nach dem Er es Hertzog Otten von Sachsen genommen / wieder geben / vnd eingeraumet / dieser Wolff hat erzeuget obgedachten Hertzogen Heinrichen den Schwartzen / dessen Sohn gewesen Heinrich der Stoltze / Hertzog zu Beyern vnd Sachsen / vnd hat wiederumb erzeuget Hertzog Heinrichen den Löwen. Damit wir nun auff denselben wieder kommen / weil Er nach Absterben seines Herrn Vatters noch gar jung gewesen / so hat seines Vattern Bruder / Wolff der Sechste / Hertzog in Beyern / das Land Sachsen vnd Lüneburg / nach seines Brudern Hertzog Henrichen deß Stoltzen Todte / eingenommen / vnd in Vormundschafft dieses Jungen Vettern fünff Jahr lang verwaltet / vnd trewlich beschirmet / vngefehr im Jahr 1145. (Henninges in seinen Genealogicis setzet 1147. vnd meldet dabey / daß Hertzog Heinrich damals von 11. Jahren gewesen sey.) Als Hertzog Heinrich der Löwe das siebenzehende Jahr seines Alters erreichet / ist Ihme die Regierung seiner angestammeten Land vnd Leute übergeben worden / welche Er bey die sechs vnd fünffzig Jahr nach seines Vattern Tode / so wol selbsten / als zum Anfang durch seine Vormündere geführet.

Was nun inmittelst dieser kühner Löwe vor vielfältige stetswehrende Lobwürdige Heldenthaten verrichtet / was Ihme auch hingegen vor Widerwertigkeit zugestossen / wie Er bey Keyser Friederich dem Ersten / vnd andern Reichs-Fürsten / seines hohen Ansehens / vnd gewaltigen Lande vnd Leute halber / in Mißgunst gerathen / in deß Reichs Acht erkläret / seiner Land vnd Leute grössern theils beraubet / dieselbe von einander gerissen worden / vnd andere sich darin getheilet / solches alles kan bey den Geschichtschreibern /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)