Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 022.jpg

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geschehen. Nun ist allhie zu mercken / daß noch heutiges Tages ein geringer theil dieses Fürstenthumbs in den Aemptern Dannenberg / Lüchaw / vnd der Orten / von den Henetis oder Wenden bewohnet werde. Dann als bemeldete Heneti oder Wenden vor Zeiten den Ort / da jetzo die Marck Brandenburg / vnd das Fürstenthumb Lüneburg ist / überzogen / vnd alles mit Fewer vnd Schwert verwüstet hatten / ist darauff Hertzog Sigharden zu Sachsen / der Krieg wider Sie im Jahr Christi 642. anbefohlen / welcher diese Wenden zu grunde geschlagen / vnd vertilget / also / daß nur etliche wenige davon an vorbesagten Orten übrig blieben. (Henninges in genealogia. Bunting in seiner Braunschweigischen Chronick im 1. Buche.


Vnterscheid der Einwohner.

Es können die jetzigen Einhaber vnd Bewohner dieses Landes / füglich in dreyerley Arten oder Ordnungen vertheilet werden / dann es hat dasselbe.

Hohe Obrigkeit.

Erstlich seine Hohe Landes-Obrigkeit / welche anjetzo ist der Durchläuchtiger / Hochgeborner Fürst vnd Herr / Herr Christian Ludwig / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. von dessen Stamm vnd Vorfahren / schon in der gemeinen Beschreibung etwas Bericht geschehen / vnd das übrige noch folgen wird.


Stände.

Hernacher seyn die Stände deß Landes / welche wiederumb dreyerley / als Praelaten / Ritterschafft / vnd Stätte. Vnter den Praelaten / welche zu Landtägen erscheinen / ist der vornehmster der Abt zu S. Michaëlis in Lüneburg / vnd nach dem die Stiffter Bardewick / Ramelßloh / etc.

Adeliche Geschlechter sollen vor diesem im Fürstenthumb Lüneburg über siebentzig gewesen seyn / deren zwar etliche abgangen / je dennoch ein ansehnlicher Adel / dergleichen in benachbarten Fürstenthümbern nicht leichtlich zu finden / übrig ist.

Die Stätte seyn der dritte Stand deß Landes / als welche ebenmässig mit zu Landtägen erfodert werden / Es pflegen aber solche Landtäge / wann es die Notturfft erfodert / alten Herkommen nach / bey Friedenszeiten / vnter dem blossen Himmel / in einem Gehöltze / der Schot bey Hösering genant / in dem Ampt Bodenteich / vier Meil wegs von Zell / gemeiniglich gehalten zu werden.

Endlich gehören auch vnter die Einwohner deß Fürstenthumbs Lüneburg / alle Bürger / Vnterthanen / vnd Eingesessene in Stätten / Flecken / vnd auff dem Lande.


Grund vnd Bodem.

Wie nun dieses Land an Mannschafft vnd Einwohnern keinen Mangel / also ist auch dessen Gelegenheit / Grund vnd Bodem dergestalt beschaffen / daß Menschen vnd Vieh ihren Vnterhalt davon haben können. Dann ob es zwar in der mitten etwas vnfruchtbar / vnd ziemlich viel Heide darin / so hat es doch hingegen rings herumb stattliche fruchtbare Oerter / sonderlich aber die herrlichen Marschländer an der Elbe / welche zum Ackerbaw vnd der Viehzucht gar bequem. Daher von den Alten dieses Fürstenthumb einem Münchskopff verglichen worden / welcher in der mitten kahl / rings herumb aber mit Haar bewachsen.

Wiewol auch in der mitte dieses Landes / wegen der darin belegenen stattlichen Höltzungen / vnd durchfliessenden vielen Bäche / Flüssen vnd Strömen / feine fruchtbare Oerter zu befinden / also daß Menschen vnd Vieh ihren Vnterhalt vnd Nahrung darin reichlich haben können.

Vnter die Fruchtbarkeit der Erden dieses Landes / werden auch nicht vnbillich die herrlichen Saltzbrunnen / als ein edles Geschencke Gottes / gerechnet. Davon in Beschreibung der Statt Lüneburg (als welche von der Göttlichen Güte hiemit sonderlich begabet) mit mehrem Meldung geschehen soll. Sonsten ist auch noch ein Saltzbrunnen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)