Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 063.jpg

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Barsinghausen.

Dieses JungfrawenCloster ligt im Fürstenthumb Calenberg / vff der Heerstrasse / drey Meil von Hannover / disseits deß Schaumburgischen Gnicks / vnter dem Deister / soll von einem Grafen von Schwalenberg erbawet seyn. Die fundatio ist Anno 1203. geschehen / Nachgehends von Hertzogen Bernhard / vnd Hertzog Heinrichen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. die privilegia confirmiret / vnd denselbigen in Schutz genommen worden. Hat vmb sich eine lustige gegend / an Ackerbaw / Wiesen / vnd Gehöltze / vnd wird allda eine anzahl Adelich- vnd anderer Jungfrawen / nach Fürstl. Braunschweig-Lüneburgischer Closter-Ordnung / vnterhalten.

Es ist auch ein Steinbruch dabey / darin allerhand schöne Quader- vnd Bawsteine / so auch zum Auß- vnd Bildhawen sehr bequem gebrochen / und an andere Oerter in zimlicher menge verfahren werden.


Bevern.

Das Adeliche Hauß vnd Gut Bevern / ist etwa ein halbe Meile von der Statt Holtzminden / vor dem Sollinge / in einer lustigen gegend gelegen / gehört zu dem Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / vnd hat dieses Hauß vor Jahren ein altes Adeliches Geschlecht / die von Bevern genant / inne gehabt / vnd possediret / der Letzte dieses Geschlechts soll mit seiner Frawen 16. Kinder zwar gezeuget haben / dieselbe aber sind allesampt / meist in den Windelen / die übrige in ihren jungen Jahren / weg gestorben / vnd soll eine lose Hexe / so zu Wolffenbüttel vor Jahren gebrant / vnd in ihrer Außsage es bekant / solches durch zauberische Mittel zu wege gebracht haben. Nach gantz außgestorbenem Geschlechte dero von Bevern / seyn die Lehne auff Statz von Münchhausen gebracht worden / welcher darauff angefangen / diesen Ort köstlich vnd wol außzubawen / Inmassen er die allda vorhin gestandene Capelle S. Johannis, zu einer schönen gemaurten Kirchen / mit behaltenem Nahmen / gantz vmbbawen / mit schönen Bildschnitzer-Arbeit vnd Gemältern (zumahl dem Kalckschneider 500. Thaler / wie auch dem Mahler 500. Thaler Arbeitslohn dafür gegeben) außputzen / vnd eine hohe / zierliche Spitze / mit Schiefer gedecket / an die Kirche auffführen lassen. Anno 1603. ist die alte Vestung deß Hauses Bevern / von Statz von Munichhausen demoliret / die alten Gebäude weggeräumet / ein viereckter Wassergrabe / außzuführen / sampt einer Zugbrücke / vnd ein schön viereckigt Gebäude / von grund auß / mit gehauenen Steinen auffzuführen / angefangen / auch sothanes Gebäw in neun Jahren glücklich perfectiret worden; Wie dann dieses ansehnliche / wol aptirte / vnd zu einer Hoffstatt bequeme Gebäw / annoch in gutem Stande befindlich. Worauff / nebst andern köstlichen Gemächern / ein schöner grosser vergüldeter Saal / daran der Mahler allein 500. Thaler Arbeitslohn verdienet haben soll / nebst einem schönen güldenen Neben-Gemach zu sehen. Dieses Schloß ist / sampt den grossen weitläufftigen Vorwercken / worauff an kleinen vnd grossen 14. Gebäude befindlich / mit einer grossen Mauren allerseits vmbgeben / an welcher eine steinerne Mühle / mit zwey Glinden / nebst Oel- vnd Backmühlen gelegen: gleichfalls ist der daran ligender schöner Baum- vnd herrlicher grosser Lustgarte / mit einer Mauren gantz vmbgeben.

Sonst ist dieser Ort / bey den beschwerlichen vergangenen Kriegesläufften / für andern sonderlich verschonet blieben / also / daß er niemals feindselig tractiret / dahero

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)