Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 095.jpg

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Campen.

Ist ein Fürstliches Lüneburgisches Schloß / oder Ampthauß / 2. Meil von der Statt Braunschweig gelegen. Zu welcher Zeit es erstlich gebawet / davon findet sich keine sonderliche Nachricht. Es hat dieses Hauß vnd Ampt vor Jahren zu dem Fürstenthumb Braunschweig / Wolffenbüttelischen theils gehört / ist aber im Jahr Christi 1348. von beyden Hertzogen Magnussen dem Aeltern vnd Jüngern zu Braunschweig Lüneburg / Wolffenbüttelischer Linie / ihren Vettern / Herrn Otten / vnd Herrn Wilhelmen / Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg / Zellischer Linie / vmb dreyzehenthalb hundert Marck lötiges Silbers / Lüneburgischen Gewichtes / verkauffet worden / gestalt auß dem darüber am Tage Fabiani Sebastiani bemeldeten Jahres auffgerichteten noch verhandenen Kauffbriefe zu ersehen.

Die gegend dieses Orts ist herrlich vnd gut / hat an einer seiten feine Wiesen / welche den Sommer über einen schönen Prospect geben / gute Viehezucht vnd Weide vors Viehe / auch den Ackerbaw zur Nohtturfft.

Das Hauß ist an allen vier seiten zugebawet / vnd hat in der mitte einen feinen viereckichten Platz. Zwo seiten davon hat Hertzog Wilhelm der Jünger / zu Braunschweig Lüneburg / Christmilder Gedächtnuß / im Jahr 1585. die andere beyde aber dessen Herr Sohn vnd Nachfahrer / Hertzog Ernst / im Jahr 1596. auffbawen lassen. Gestalt dieses Hauß mit so viel Gemächern / einem Marstall / vnd andern nohtwendigen Nebengebäwen dergestalt versehen / daß es zu einem Fürstlichen Ablager bequem.

Nicht weit bey diesem Fürstl. Hause fliesset die Schunta vorbey / welches zwar ein kleiner doch fischreicher Fluß / der insonderheit gute wolschmeckende Krebse gibt / entspringt an dem Elmb / vnd gehet bey Werden in Poppendicke in die Ocker.


Catlenburg.

Ist ein Fürstliches Grubenhagisches Ampthauß / an einem lustigen vnd bequemen Orte / auff einem Berge / an der Rume / gelegen. Wie Letznerus in der Dasselischen Chronick p. 103. b. vermeldet / hat dasselbe anfänglich Siegehardus von Cadan / im Jahr Christi 1099. zu einem Gräflichen Sitz gebawet / daher es Cadansburg / hernach aber von dem gemeinen Volcke Cadlenburg genant worden. Der Letzte dieses Geschlechtes / Graff Dieterich von der Catlenburg / hat es zu einem Jungfräwlichen Closter verordnet. Im Jahr Christi 1346. ist dasselbe von einem bösen Buben / Horleman geheissen / mit Fewr angeleget / vnd mit allem Vorraht zu grunde verbrant / gleichwol kurtz hernacher von den Kloster-Jungfern wieder erbawet worden.

Anno 1558. ist das Kloster Catlenburg wiederumb an Hertzog Philippen / den letzten Herrn vnd Hertzogen von Grubenhagen kommen / der es dann dien- vnd zierlich auffbawen lassen / vnd mit seiner Gemahlin / Hertzogen Heinrich deß Jüngern / zu Braunschweig Lüneburg Tochter / Frawen Claren / biß auff seines Brudern / Herrn Hertzog Wolffgangen tödtlichen Abtritt / darauff seinen Fürstlichen Hoff gehalten.

Bey dem letzten Kriegswesen ist dieses Hauß auch nicht vnangefochten vnd vnbeschädiget blieben. Massen in anno 1623. die Keyserliche Völcker / so damals auff dem Eichsfelde gelegen / es gantz außgeplündert / vnd allen Vorraht hinweg genommen.

Folgends im Jahr 1626. ist das Hauß Catlenburg abermahl überfallen / geplündert /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)